OER-Förderlinie OERContent.nrw 2022: Hintergrund, Übersicht und Auswahlkriterien

Mit der Förderlinie OERContent.nrw unterstützt das Land NRW die Entwicklung, Umsetzung und Verbreitung innovativer und qualitativ hochwertiger digitaler Lehr-/Lernmaterialien im Hochschulbereich. Die Bildungsmaterialien werden als OER auf dem Landesportal ORCA.nrw bereitgestellt. Aktuell läuft bereits der Auswahlprozess für die Projekte der dritten Förderrunde.

Weiße Schrift auf Blauem HIntergrund, ORCA.nrw-Logo, Förderlinie OERContent.NRW, Hintergrund, Übersicht und Auswahlkriterien, NRW-Karte in Türkis, roter Rand am unteren Bildrand
Förderlinie OERContent.NRW, Hintergrund, Übersicht und Auswahlkriterien, Bild: Daniel Diekmann, nicht unter freier Lizenz

Ein Beitrag von Daniel Diekmann

OERContent.nw fördert digital gestütztes Lehren und Lernen mit OER

Im Jahr 2022 hat das Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) in Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der Digitalen Hochschule NRW (DH.NRW) die dritte Runde der Förderlinie OERContent.nrw ausgeschrieben. Mit 9 Millionen Euro wird hier die Konzeption und Erstellung offener, digitaler Lehr-Lernmaterialien an den öffentlich-rechtlichen Hochschulen in NRW gefördert. OERContent.nrw ist damit bundesweit die größte Förderlinie für die Erstellung offener Bildungsmaterialien.

Die Projekte der Förderlinie entwickeln OER-Materialien in Form didaktisch zusammenhängender und strukturierter Online-Kurse oder Online-Self-Assessments, die entweder als eigenständiges Lernangebot auf ORCA.nrw oder zur Unterstützung der Präsenzlehre (eingebunden über die lokalen Learning Management Systeme der Hochschulen) eingesetzt werden können. Alle Materialien werden nach ihrer Fertigstellung als OER auf dem Landesportal ORCA.nrw veröffentlicht. Das noch vergleichsweise junge Landesportal kann so in regelmäßigen Abständen größere Mengen an Content veröffentlichen und einen breiten Grundstock qualitätsgesicherter, offen lizensierter Materialien aufbauen. Charakteristisch für die Förderung ist, dass die OER-Produktion hochschulübergreifend und arbeitsteilig erfolgt. Damit soll ein möglichst breiter Kompetenzaufbau (s. hierzu auch das Handlungsfeld “Kompetenz” in der OER-Strategie des BMBF) der in den Projekten beteiligten Personen unterstützt werden.

Kultur des Teilens an Universitäten

Über Schnittstellen zu den in NRW sehr verbreiteten Learning-Management-Systemen ILIAS und Moodle wird es für Lehrende an Hochschulen der DH.NRW möglich sein, die auf ORCA.nrw bereitgestellten Materialien niederschwellig und weitgehend medienbruchfrei anzupassen und in die eigene Lehre einzubinden. Durch den modularen Aufbau der erstellten Kurse können die Materialien in unterschiedlicher Granularität – d.h. von einzelnen Elementen bis hin zu ganzen Kursen – genutzt werden. Auch Lehrende und Lernende außerhalb von NRW können die Materialien auf ORCA.nrw abrufen. Und da ORCA.nrw an den OERSI (Open Educational Resources Search Index) angeschlossen ist, sind die ORCA-Materialien auch außerhalb des Landesportals zu finden.

Grundsätzlich wird mit der Förderlinie ein gemeinschaftlicher Ansatz verfolgt: Durch die gemeinsame Entwicklung und Nutzung von OER-Content soll die hochschulübergreifende Zusammenarbeit gefördert und damit ein wichtiger Schritt zu einer Kultur des Teilens an Hochschulen getan werden. Vor diesem Hintergrund müssen sich auch an jedem Projektantrag der Förderlinie mindestens drei antragsberechtigte Hochschulen aus NRW zusammen finden.

Mindestanforderungen sollen die Nachnutzung erleichtern

Damit möglichst viele Personen die Materialien möglichst niederschwellig nutzen können, muss der erstellte Content bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Hierzu gehören:

  • die Lizensierung unter den Creative Commons-Lizenzen CC BY-SA 4.0, CC BY 4.0 oder CC 0 1.0,
  • die Kompatibilität des Materials mit den Learning-Management-Systemen ILIAS oder Moodle,
  • die Bearbeitbarkeit des Materials mit Open Source-Technologien,
  • eine möglichst barrierefreie Gestaltung des Materials und
  • die Nutzung eines von ORCA.nrw definierten und länderübergreifend abgestimmten Metadaten-Sets.

Auswahlprozess der aktuellen Ausschreibungsrunde

Im Rahmen der aktuellen Ausschreibungsrunde sind insgesamt 68 Verbundanträge öffentlich-rechtlicher Hochschulen aus NRW eingegangen. Nun steht der Auswahl- bzw. Begutachtungsprozess an.

Dieser Prozess ist einstufig und wird von der ORCA.nrw-Geschäftstelle begleitet. Eine 30-köpfige Jury aus fachkompetenten, NRW-externen Gutachter*innen mit OER-Expertise begutachtet anhand vordefinierter Kriterien die eingereichten Anträge. Jeder Antrag wird dabei von zwei Gutachter*innen unabhängig bewertet. Im Anschluss werden die Anträge in gemeinsamen Jury-Sitzungen besprochen und anhand der Bewertungen in eine Reihung gebracht. Entsprechend dieser Reihung werden dem MKW die Anträge zur Förderung vorgeschlagen.

Begutachtungskriterien

Die Gutachter*innen orientieren sich bei der Bewertung der Anträge an einem vorgegebenen Kriterien-Katalog (siehe Ausschreibungstext). Aus inhaltlich-didaktischer Sicht sind das Vorhandensein und die Stimmigkeit eines didaktischen Gesamtkonzepts das zentrale Begutachtungskriterium. Weitere Kriterien stellen sicher, dass die erstellten Materialien von einem möglichst großen Personenkreis nachgenutzt werden. So bewerten die Gutachter*innen u. a.:

  • inwiefern im Projektantrag der Bedarf für gerade diese Materialien stimmig begründet wurde,
  • wie hoch die erwartete Nutzung der Materialien an den beteiligten Hochschulen (und darüber hinaus) einzuschätzen ist/wie viele Studierende von den Materialien profitieren würden,
  • inwieweit das Material curricular in das Lehrangebot der beteiligten Hochschulen integriert wird,
  • inwiefern die Betreuung von Studierenden bei der Nutzung der Materialien sichergestellt wird und
  • wie wahrscheinlich die Nachnutzung der Materialien durch Dritte ist.

Weiterhin muss in den Projektanträgen dargelegt werden, ob in den betreffenden Themenbereichen bereits OER-Materialien existieren (z.B. über einen Nachweis bei OERSI). Ist dies der Fall, so sollen die Projekte die bereits bestehenden Materialien nutzen und weiterentwickeln. So sollen mögliche Synergien genutzt werden.

Auch Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit sind Begutachtungskriterien der Förderlinie. Hierdurch sollen die Materialien einerseits eine möglichst hohe Qualität erreichen. Andererseits soll sichergestellt werden, dass es eine überzeugende Perspektive für den langfristigen Einsatz und die Pflege des Contents gibt.

Rückblick und Ausblick

Im Rahmen der vergangenen beiden Ausschreibungsrunden von OERContent.nrw wurde bereits eine Reihe von OER-Projekten gefördert. Hier finden Sie eine Übersicht der Projekte der ersten Förderausschreibung sowie der Projekte der zweiten Förderausschreibung.

Aktuell läuft das Auswahlverfahren der dritten Ausschreibungsrunde. In künftigen Beiträgen möchten wir hier bei OERinfo über die neuen OER-Projekte der Förderlinie berichten und Einblicke in Anwendungsszenarien des OER-Contents bereits bestehender Projekte geben.

 

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Daniel Diekmann, ORCA.nrw, für OERinfo – Informationsstelle OER.

Lehre verbindet NRW: bne:digital.nrw

Das vom Land NRW geförderte Projekt „bne:digital.nrw“ an der FernUniversität in Hagen unterstützt die Hochschulen im Bereich Studium und Lehre bei ihrer (digitalen) Transformation zur Nachhaltigkeit. Im Zentrum des Vorhabens stehen die Handlungsfelder „Nachhaltigkeitskommunikation“ sowie „Kompetenzentwicklung und freie Bildungsmaterialien“. Hierbei wird auch eine Zusammenarbeit mit Projekten der DH.NRW zu Querschnittsthemen angestrebt, um Synergieeffekte auf Landesebene zu erzielen.

Der Material-Finder an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Informatik

Im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten HackTheSummer Academy hat die Gesellschaft für Informatik e. V. den Material-Finder erstellt, eine Materialsammlung für schulische und außerschulische Lernerfahrungen an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Informatik. Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist die größte Fachgesellschaft für Informatik im deutschsprachigen Raum.
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2015 erfolgte der Launch des Portals wb-web – Kompetenz für Erwachsenen- und Weiterbildner/innen. Angeschlossen ist das Portal an das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für lebenslanges Lernen e.V. (DIE). Die Idee des Portals entstand auf Basis einer Erhebung bei Lehrenden der Erwachsenen- und Weiterbildung, die sich frei verfügbare Informationen im Netz zu Themen dieses Bildungsbereichs wünschten (vgl. Schöb u.a. 2015).
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Offene Bildungsressourcen sind nachhaltige Bildungsressourcen! Was OER mit Nachhaltigkeit zu tun hat.

Ein Meinungsbeitrag von jOERan Muuß-Merholz

Grafik „reduce-reuse-recycle-repeat“ Phil Gibbs, CC BY 2.0.

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Startseite Engagement Global, Screenshot, nicht unter freier Lizenz

Was haben Bildung für Nachhaltige Entwicklung und OER gemeinsam? Wie können in Schule die beiden Ansätze miteinander verknüpft werden? Der Orientierungsrahmen Globale Entwicklung bietet Schulen Unterstützung bei der Implementierung einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) unter besonderer Berücksichtigung der globalen Perspektive. Mit der gerade erschienen Broschüre „OER und BNE“ stehen die pädagogischen Möglichkeiten, die sich durch OER und BNE ergeben im Fokus. Wir stellen die Studie zum Download bereit.
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Mit OER die Welt verbessern – Materialien zu Nachhaltigkeit und Globalem Lernen

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Am 17. und 18.11.2018 fand in Berlin die Konferenz Bits und Bäume statt. Zahlreiche Organisationen, Personen und internationale Referierende gestalteten das Programm und stellten ihre Ansätze für eine nachhaltige Digitalisierung vor. Darunter auch OER zu Umweltthemen, zu Nachhaltigkeit und zu globalem Lernen.

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Lessons Learned zum Ende der OER-Projekte – Eine Rückschau

OER-Projekte Kreuzworträtsel, nicht unter freier Lizenz

Seit Juni 2018 wird bei OERinfo eine Lessons Learned-Reihe zu den sogenannten 2.2er-Projekten der OERinfo-Förderlinie veröffentlicht. Es ist bemerkenswert, was aus dem Projektvorhaben geworden ist und welche Kontinuitäten sich daraus bereits entwickelt haben. Auch wenn rückblickend einzelne Elemente die Nachhaltigkeit der Förderlinie noch hätten steigern können, fällt das Fazit zum Auslaufen der OER-Projekte positiv aus.

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