OER und Leseförderung

Leseförderung vermittelt Freude am Lesen und unterstützt Klein wie Groß beim Lesenlernen. Für die Leseförderung engagieren sich Lehrkräfte, Bibliothekar:innen, ehrenamtliche Vorlesende, Erzieher:innen, Leselernhelfer:innen, Vereine, Stiftungen, Unternehmen und viele weitere Initiativen.

Die in der Leseförderung Aktiven nutzen für ihre Praxis vielfältige Bildungsmaterialien. Das können auch offene Materialien sein, die durch CC-Lizenzen eine freie Bearbeitung und Weitergabe ermöglichen.

Open Educational Resources und Leseförderung haben ein gemeinsames Ziel: Chancengleichheit zu schaffen. Lesen ist eine Vorrausetzung für Teilhabe, genauso wie Zugang zu Bildungsmaterialien. Leseförderung und OER können im Verbund diese Zugänge noch besser ermöglichen.

Einen Überblick über das Thema „Leseförderung trifft OER“ mit Tipps u.a. zu rechtlichen Fragen, OER und Qualität sowie OER erstellen gibt das Padlet zum gleichnamigen Workshop von OERinfo https://padlet.com/OERinfo/Lesefoerderung_trifft_OER.

Wie sehen Leseförder-Organisationen OER?

OERinfo hat Anfang 2020 eine Online-Umfrage unter 30 Organisationen der Leseförderung durchgeführt. Etwa 50% der Eingeladenen haben teilgenommen. Es zeigt sich, dass über die Hälfte der Organisationen ein moderat bis hohes Interesse an OER haben. Produktion und Verbreitung von OER sowie die damit verbundenen rechtlichen Fragen stehen dabei im Vordergrund. Größere Hürden für OER sehen die Leseförderinitiativen in rechtlichen Unsicherheiten (80 %), Zeitmangel (50 %) und technischen Hürden (40 %).

Informative Tutorials und ausführliche Erläuterungen zum Selbstlernen für die Themen Urheberrecht, Lizenzierung, geeignete Tools und Fundstellen liefert der Bereich „How To“ bei OERinfo.

An welchen Orten der Leseförderung können offene Bildungsmaterialien eingesetzt werden?

Offene Bildungsmaterialien lassen sich durch die freien Lizenzen an eigentlich allen Orten der Leseförderung einsetzen. Sie sind nicht auf bestimmte Bildungskontexte beschränkt wie urheberrechtlich geschütztes Material, das z. B. nur für die Schule bestimmt ist. OER können in Kitas oder in der Nachhilfeschule gut zum Einsatz kommen, aber auch in Bibliotheken. Zu den Vorteilen und Bedingungen von OER in der Bibliothek hat Gabriele Fahrenkrog einen umfassenden Artikel vorgelegt.

Welches offene Material eignet sich für die Leseförderung?

OER umfasst alle Arten von Bildungsmaterialien und schließt auch Material ein, das zwar nicht explizit für Bildungskontexte gemacht ist, aber dafür genutzt werden kann. Deshalb kann prinzipiell jedes Material, das sich für die Leseförderung eignet, OER sein. Wichtig dabei ist: nicht auf schlüsselfertige Materialien zu hoffen, die genau den benötigten Bedarf abdecken. Offene Bildungsmaterialien sind dazu da, dass Lehrende und Lernende sie genau an ihre Wünsche und Bedürfnisse anpassen. Verstehen Sie OER deshalb mehr als einen Prozess denn als ein fertiges Produkt.

Geschichten & Gedichte: Geschichten, Reime und Gedichte, also Texte zum Vorlesen und Selbstlesen, gibt es im Internet meist unter Public Domain. Das bedeutet, dass bei diesen Texten das Urheberrecht erloschen ist. Alle dürfen sie frei nutzen und weitergeben. Eine Sammlung von freien Kinderbüchern gibt es bei Wikipedia.

Spiele & Bastelanleitungen: Auf Kinderseiten gibt es häufig Materialien, die sich für die Leseförderung einsetzen lassen. Ausmalbilder können Sie ganz einfach erstellen, in dem Sie z.B. freie Icons von Tieren, Monstern, Märchenfiguren, Robotern, Dinos etc. vergrößern und ausdrucken.

Arbeitsblätter & interaktive Übungen: Fertige Arbeitsblätter und interaktive Übungen zu Lesetexten und Schullektüren unter freien Lizenzen sind u.a. in der Suchmaschine für geprüfte Bildungsmaterialien Elixier zu finden. Auch über die erweiterte Google-Suche, bei der Sie auch nach freien Lizenzen filtern können, lassen sich mit geschickt kombinierten Schlagwörtern veränderbare Materialien finden. Am besten allerdings ist es, wenn Sie selbst interaktive Übungen erstellen und teilen. Einfach geht das mit Learning-Apps, einem kostenlosen Werkzeugkoffer.

Wie lassen sich offene Materialien für die Leseförderung einsetzen?

Freie Materialien können in allen Szenarien der Leseförderung eingesetzt werden, in der auch sonst Bildungsmaterial genutzt wird. Das gilt für Handreichungen in der Schulung von Multiplikator:innen über Bibliotheksrallyes bis hin zum Deutschunterricht. Es gibt zwei Voraussetzung dafür: 1. Sie sollten Fundorte für offene Medien im Internet kennen, 2. Sie sollten Ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Denn die Kunst besteht nicht alleine darin, geeignetes Material zu finden und es eins zu eins zu übernehmen. Es geht vielmehr darum Medienbausteine wie Fotos oder Geräusche oder didaktische Impulse wie Spiele anzupassen und in das eigene Leseförderszenario einzubauen. 

Multiplikator:innenschulung: Für Schulungen können Sie z.B. Leseförderkonzepte, die unter offenen Lizenzen stehen, direkt in eigene Broschüren für Multiplikator:innen übernehmen. Auch allgemeine Tipps und Tricks für die Erwachsenenbildung gibt es als OER, die Sie in Workshops und in Materialien nutzen können.

Vorlesestunde: In allen Phasen der Vorlesestunde können Sie freie Medien integrieren. Bilder aus Museen eignen sich zum Einstieg in ein Thema und regen zum Assoziieren an. Auch Geräusche, die thematisch zum Vorgelesenen passen, gibt es als frei zu nutzende Dateien. In der Anschlussaktion können auch Videos, z.B. mit weiteren Vorlesepassagen eingesetzt werden. Umfassende frei lizensierte Medien finden Sie über den CC-Search-Dienst.

Lesen und Digitale Medien: Für Jugendliche bietet sich eine Auseinandersetzung mit Lesen im Medienverbund an. Wie wäre es z.B. ein digitales Spiel zum Gelesenen in Gruppenarbeit zu erstellen? Einfach geht es mit der Open Source Software Twine, zu der es ein Tutorial bei OERinfo gibt.

Wie kann ich mich für mehr OER in der Leseförderung engagieren?

Machen Sie Ihr Material zu OER: Indem Sie Ihre eigenen Materialien als OER zur Verfügung stellen, tragen sie zur Stärkung und Verbreitung des Themas bei und zeigen, dass auch Ihre Organisation dem Offenheitsgedanken nahesteht.

Teilen Sie gute OER-Materialien: Wenn Ihnen geeignete OER für die Leseförderung im Internet begegnen, dann können Sie diese ganz einfach mit dem Social Bookmarking Dienst Edutags teilen.

Übersetzen Sie freie Kinderbücher: Aktuelle Kinderbücher sind in der Regel urheberrechtlich geschützt. Die Global Digital Library hat sich zum Ziel gesetzt, hier Abhilfe zu schaffen. Sie sammelt offene Kinderbücher und ermutigt die Übersetzung in andere Sprachen, vor allem unterversorgte Sprachen. Sie können sich als Übersetzende beteiligen und so zu freier, mehrsprachiger Kinder- und Jugendliteratur beitragen.

 

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name der Urheberin soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Sigrid Fahrer, DIPF OERinfo – Informationsstelle OER.

Weitere Linktipps zu OER finden Sie beim Deutschen Bildungsserver . Informationen zur Leseförderung finden Sie bei Lesen in Deutschland.











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