Die Projektbeteiligten von WirLernenOnline im Interview
Eine Plattform für freie Bildungsmaterialien, die vor allem von Mitarbeitenden aus der Open-Education- und Open-Source-Community mit Inhalten gefüllt und kuratiert wird, kann das funktionieren? Im Interview für OERinfo sagen die Projektbeteiligten von WirLernenOnline ganz eindeutig „ja, das geht“ und ziehen nach den ersten Monaten ein positives Fazit.
OERinfo: Die Community-Mitarbeit steht ja im Vordergrund bei WirLernenOnline. Über diese Mitarbeit wird ein Großteil der Inhalte auffindbar und verfügbar gemacht. Welches Fazit zieht ihr bis hierher im Hinblick auf die Mitarbeit der Community?
WirLernenOnline: Wir freuen uns, dass es uns seit dem Frühjahr in Windeseile gelungen ist, (kosten-)freie Lerninhalte über die Datenschnittstellen des Open Edu Hub sowie über das WirLernenOnline.de Internetportal qualitätsgesichert bereitzustellen. Unsere Community, das sind 70 Fachleute der Open-Education- und Open-Source-Community, hat unter Hochdruck und mit viel Herzblut daran gearbeitet, einen Mehrwert für alle Lehrer*innen zu schaffen und echte Hilfe zu bieten. Es wurden bereits rund 140.000 Inhalte erschlossen (Stand 24. November 2020). 20 Fachredaktionen haben besonders gutes Material zu rund 2.472 Lehrplanthemen ausgewählt. Damit wir noch mehr guten Inhalt bieten können, wollen wir 2021 weiter aufstocken – auf insgesamt 30 Fachredaktionen.
OERinfo: Worin besteht genau die Mitarbeit der Menschen, die bei WirLernenOnline dazu beitragen, dass es viele relevante Inhalte gibt und diese auch gut zu finden sind?
WirLernenOnline: Das Spektrum der Möglichkeiten zur Mitarbeit ist sehr groß. Aber die Frage zielt wahrscheinlich darauf ab, was die Aufgabe der vielen Lehrer*innen ist, die bei uns dafür sorgen, dass wir qualitätsgesicherte Inhalte anbieten können, oder? Nun, deren Aufgabe war es zunächst, zentrale Themengebiete in ihren Fachportalen zu benennen und dann, in der Folge, Themen zu finden, deren Qualität heraussticht und auch eingereichte Beiträge zu prüfen und zu veröffentlichen, wenn sie von der Qualität überzeugt waren. Diese sogenannten Fachportalmanager*innen werden von uns sehr umfangreich eingeführt und sie erhalten das nötige Wissen zu Sammlungs- und Kuratierungsprozessen (z.B. OER-Lizenzen, Richtlinien Datenschutz, Jugendschutz, Bedienung der Redaktionsumgebung). Aktuell werden diese Aus- und Weiterbildungsthemen modularisiert, um möglichst viele Menschen schnell beteiligen zu können. Wichtig ist uns außerdem, dass ein Austausch zwischen den Neuen untereinander und einer zwischen den Neuen und den Alten im Projekt stattfindet. Dafür haben wir Austauschformate entwickelt.
OERinfo: Kann jede*r mitmachen oder gibt es bestimmte Anforderungen, die für die Mitarbeit erfüllt sein sollten?
WirLernenOnline: Wer mitmachen will, muss sich digital mit uns vernetzen können. Es schadet auch nicht, wenn ein gewisser Bezug zum Lehren und Lernen vorhanden ist. Es gibt keine Pflicht, sich regelmäßig zu beteiligen. Schon das einmalige Melden von Fehlern hilft uns weiter. Wir freuen uns zum Beispiel auch über Hilfe bei der Verbesserung der Suche, Hinweise auf besonders gute Links, die Bewertung von bestimmten Materialien und dann natürlich auch die Arbeit im WirLernenOnline-Team. Jeder und jede kann auf der WirLernenOnline-Webseite Quellen vorschlagen, die es sich lohnt zu erschließen. Neben Lehrenden freuen wir uns zum Beispiel auch über Schulklassen, die uns ebenfalls beim Sammeln und Kuratieren von Inhalten für Lehrplansammlungen helfen können. (Vorgeschlagene Beiträge werden dann von unseren Fachportal-Manager*innen freigeschaltet: Eine öffentliche Übersicht zeigt Erschließungs-Priorisierung und -fortschritt der Vorschläge. Damit wollen wir als Open-Education- und Open-Source-Community offene, transparente Verfahren im Bildungssystem vorleben.)
Auch weitere Community-Aktivitäten, bspw. das Schreiben von Blogbeiträgen zur Weitergabe digitaler pädagogischer Erfahrungen ist bei uns möglich und wir freuen uns weiter über alle Freiwilligen, die sich dafür melden.
OERinfo: Durch welche Maßnahmen und auf welchem Weg, werden die Menschen für eine Mitarbeit gewonnen?
WirLernenOnline: Wir haben festgestellt, dass die Mund-zu-Mund-Propaganda von Menschen die für uns gerne tätig sind, besonders gut funktioniert. Das ist wenig überraschend, denn wer könnte besser für uns werben, als unsere Community, die von uns überzeugt ist. Außerdem versenden wir einmal pro Woche einen „Mitmach-Newsletter“ an Interessierte, der immer einen konkreten Vorschlag enthält, sich niedrigschwellig zu beteiligen. Zum Beispiel durch einen Aushang fürs Lehrerzimmer oder durch eine Infomail an Kolleg*nnen. Auch eine Mikrofortbildung, die wir für Lehrer*innen erstellt haben, haben wir auf diese Weise bereits kommuniziert. Wir freuen uns immer über Feedback und Anregungen zum Newsletter – über die „Antworten“-Funktion. Vielfach ist auf diese Weise ein spannender Austausch entstanden. In den Verteiler kann man sich einfach über unsere Website eintragen. Zudem twittern wir über den Account @wirlernenonline – und freuen uns natürlich immer über neue Follower. Wir teilen hier neue Materialien aus unserer Datenbank oder bieten auch einen Blick hinter die Kulissen des Projekts. Außerdem bringen wir uns natürlich in alle Diskussionen rund um freie Bildung ein. Viele Beteiligte im Projekt nutzen den Hashtag #WirLernenOnline. Last but not least nehmen wir, wann immer es uns möglich ist, an Konferenzen und Veranstaltungen zu Bildung teil. Unter anderem haben wir beim diesjährigen EduCamp meets OERcamp WirLernenOnline vorgestellt.
OERinfo: Wie steht es um die Nutzung von WirLernenOnline? Wird das Angebot wahrgenommen und auch von vielen genutzt?
WirLernenOnline: Allmählich bekommen wir immer mehr Feedback zu unserem Angebot. Das Meiste ist positiv und das freut uns natürlich sehr. Damit geben wir uns aber natürlich noch nicht zufrieden. Wir sind ja erst vor kurzem gestartet und optimieren unser Angebot Tag für Tag. Wir freuen uns, dass wir auf erstes positives Echo stoßen, aber arbeiten weiter daran, noch viel, viel mehr Nutzer*innen den Mehrwert nahezubringen, den wir geschaffen haben.
OERinfo: Wie steht es um die angestrebte Kooperation mit den Bundesländern, gibt es dazu schon Ergebnisse?
WirLernenOnline: Dadurch, dass die WirLerneOnline-Lösung auf der edu-sharing Software basiert, ist die auf jeden Fall die Anschlussfähigkeit an zentrale Contentverwaltungen in ca. 10 Bundesländern gewährleistet. Die Themenseiten bzw. die dahinter stehenden Sammlungen werden künftig über den HUB ausgeliefert, damit sie in den Suchmaschinen innerhalb der Länderclouds oder Lernplattformen auffindbar sind. Für die Erschließung der Inhalte wird 2021 weiter an Softwarefunktionen gebaut, die eine noch bessere maschinelle Zuordnung erschlossener Inhalte zu Lehrplanthemen erlauben, und so die Lehrplanzuordenbarkeit der Bundesländer erleichtern.
OERinfo: Was sind die nächsten Schritte und die Planungen für WirLernenOnline in 2021?
WirLernenOnline: Wir werden, wie bereits erwähnt, weitere Fächer erschließen, die Qualität und Usability weiter verbessern, viele neue Nutzer*innen unserer Lerninhalte gewinnen, sowohl über die Suchmaschine der WirLernenOnline-Webseite als auch in den qualitätsgesicherten Fach- und Themenseiten der Unterrichtsfächer. Über den Open Edu Hub werden sich 2021 weitere Lernplattformen und Schulclouds oder Referatorien der Länder oder Schulen anschließen, die wahlweise alle oder ausgewählte qualitätsgesicherte Datenbestände der Lehrplan-Sammlungen nutzen werden. Geschaffene Strukturen und Technologien der Open-Education- und Open-Source-Community werden weiter professionalisiert und in das Bildungssystem integriert. Der Transfer von Technologien und Inhalten in HPI-Schulcloud und edu-sharing nutzende Bundesländer (derzeit 10 Länder) wird fortgeführt.
Ein Kommentar zu “Freie Bildungsmaterialien von und für die Community – WirlernenOnline”