Interview mit Stephan Rinke von der vhs Essen
Zum 100. Jubiläum der Volkshochschulen in Deutschland will die vhs Essen in die Zukunft blicken. Zu diesem Blick in die Zukunft gehört für Stephan Rinke auch OER., Stephan Rinke ist stellvertretender Leiter und Organisator des Barcamps vhs.100->, das am 4. und 5. Juli 2019 in Essen stattfindet. Ein guter Grund, um mit OERcamp-Workshops an das vhs-Barcamp anzudocken.
Ein #OERcamp beim Barcamp vhs.100-> in Essen
Das zweitägige Barcamp „vhs.100->“ (dieser Link steht nicht mehr zur Verfügung) bietet Verantwortlichen und Lehrenden aus der Weiterbildungslandschaft die Möglichkeit, sich über zukunftsträchtige Lernszenarien und Angebote für die Erwachsenenbildung auszutauschen und Formate zu entwickeln. Jeder Tag des Barcamps wird mit einer Keynote-Präsentation beginnen, die auf den Tag einstimmt. Danach werden die Teilnehmenden im Barcamp-Format in verschiedensten Sessions an unterschiedlichen Themen arbeiten.
Das #OERcamp wird im Rahmen des Barcamps insgesamt acht Sessions anbieten, von Einführungen ins Thema Open Educational Resources bis zum Live-Podcast mit Akteuren aus der Erwachsenenbildung.
Synergieeffekte durch OER
OERinfo: Welche Rolle spielt das Thema Open Educational Resources aktuell in den Volkshochschulen?
Stephan Rinke: Das Interessanteste, was ich immer noch regelmäßig erlebe, ist, dass vielen überhaupt nicht klar ist, dass man Material, wie z.B. Arbeitsblätter für den Unterricht, auf dem ein © steht, nicht einfach kopieren und weiterverteilen darf. In einem Fall war eine Dozentin sogar überzeugt, ihr © auf dem Arbeitsblatt sei gleichbedeutend mit einer Erlaubnis zum Verteilen, solange ihr Name darauf steht. Hier kann ich schnell die Vorteile vermitteln, die die Creative Commons-Lizenzen bieten. Zusammen mit der Vermittlung von Möglichkeiten dann auch CC-lizenziertes Material aufzufinden, sei es durch Suchfilter, die eine Eingrenzung auf freie Lizenzen ermöglichen, oder z.B. dem Dienst edutags, sind viele Lehrende dann auch erleichtert, dass man rechtssicher verwendbares Material im Netz durchaus finden kann. Einige Lehrende überzeuge ich auch anzufangen, zumindest schon mal Arbeitsblätter oder ähnliches als OER zu kennzeichnen. Hierbei hilft der Bildungsteiler vom OERhörnchen. Es werden stetig mehr Kursleitende, die die Vorteile sehen und nicht der Meinung sind, dass sie mit der Veröffentlichung ihrer Materialien etwas kostenlos weggeben, für das sie sonst Honorar bekämen. Der Aussage, dass man als Dozent doch so viel mehr ist als sein Material, stimmen immer mehr Leute zu. Und immer mehr sehen auch die Vorteile eines Selbstmarketings mit OER.
Ein OERcamp als Teil des Barcamps vhs.100->
OERinfo: Angedockt an das Barcamp vhs.100-> wird es einige OERcamp-Workshops geben. Warum sind die Workshops eine gute Ergänzung zum vhs-Barcamp?
Stephan Rinke: Für uns ist es eine großartige Chance, den OER-Gedanken an eine so große Gruppe weitergeben zu können. Wir sind fest davon überzeugt, dass OER auch dabei helfen, davon wegzukommen, immer nur sein eigenes Süppchen zu kochen. Die Zukunft der gemeinwohlorientierten Erwachsenenbildung liegt in der Vernetzung und Kooperation und das nicht nur auf Ebene der Planenden und darüber. In meinen Augen auch ganz besonders auf Ebene der Lehrenden. Und da das Barcamp vhs.100-> (dieser Link steht nicht mehr zur Verfügung) in die Zukunft blicken will, ist eine Zusammenarbeit mit dem #OERcamp eine wunderbare Gelegenheit, diesen zukunftsfähigen Gedanken der freien, offenen Bildungsressourcen voranzutreiben. Ganz abgesehen davon, dass wir der Meinung sind, dass OER zur Demokratisierung und Zugänglichkeit von Bildung beitragen. Und von Demokratie und Bildung für alle verstehen wir Volkshochschulen was, und das schon seit über 100 Jahren!
Das Interview führte Gabi Fahrenkrog für OERinfo.