Ein Meinungsbeitrag von jOERan Muuß-Merholz
CC BY, SA, NC, ND, dann noch 2.0 oder 3.0 oder 4.0 und DE-oder-nicht-DE oder überhaupt: CC Zero … – die Sache mit den Creative Commons-Lizenzen kann wirklich unübersichtlich und kompliziert werden! Es gibt aber Trost bzw. Milderung, sogar gleich dreifach, befindet Jöran Muuß-Merholz in seinem Meinungsbeitrag.
1. Ohne CC-Lizenzen ist komplizierter als mit CC-Lizenzen.
Wenn ich die Arbeit mit den CC-Lizenzen als kompliziert erlebe, erinnere ich mich bisweilen daran: Es ist das zugrunde liegende Urheberrecht, dass die Sache so anstrengend macht – die Lizenzen sind der Versuch einer Krücke, um damit besser klarzukommen. Und tatsächlich ist ein Arbeiten ohne CC-Lizenzen ja viel komplizierter: Ich muss dann für jede Verwendung, bei der ich mich jetzt auf eine CC-Lizenz berufen kann, eine Einzelfall-Klärung vornehmen, also die Urheber*innen bzw. deren Vertretung ermitteln, Kontakt aufnehmen, mein Anliegen definieren, ggf. für Nutzungsrechte bezahlen – und damit ist dann i.d.R. auch nur dieser eine konkrete Nutzungsfall geklärt. Das geht mit CC-Lizenzen um ein Vielfaches einfacher, schneller und weitreichender.
2. Wenn Dir 6+1 Lizenzen zu viele sind, versuche es nur mit 2!
CC-Lizenzen werden immer dann anstrengend, wenn verschiedene Auflagen der Lizenzen (insbesondere Share-Alike, Non-Commerical oder No-Derivatives) miteinander vereinbart werden müssen – was oft nicht funktioniert. Und mit jeder zusätzlichen Auflage erhöht sich der Aufwand potentiell potenziert. In meiner eigenen Arbeit habe ich einen einfachen Weg gefunden, die Kompliziertheit zu reduzieren: Ich nutze einfach mindestens 4 der 6 Lizenzen nicht, das heißt ich konzentriere mich auf die Arbeit mit CC BY und CC BY-SA. Und natürlich die CC0, die einfachste Lösung überhaupt. Inzwischen neige ich dazu, auch die Auflage Share-Alike (SA) für zu anstrengend anzusehen, zumindest wenn es um die Vermischung von Material geht. Ich kann CC BY-SA nutzen, wenn ich einzelne Bilder, Grafiken oder ganze Texte übernehme. Will ich ein Bild, das unter einer CC BY-SA-Lizenz steht, aber zum Beispiel in eine Collage einbauen, muss ich die ganze Collage unter CC BY-SA-Lizenz stellen. Wenn ich wirklich OER remixen will, dann geht das nur mit CC0 und CC BY gut.
3. Neue Lizenzen verschlimmbessern die Lage nur.
Immer mal wieder kommen Menschen auf die Idee, dass das Lizenz-Kuddelmuddel behoben werden könnte, indem man einfach eine neue Lizenzen (er-)findet. Die Erfahrung zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist. Es gibt dann einfach nur einen Standard mehr als vorher und damit mehr statt weniger Komplikationen.
PS: Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn ich ein Material sehr gerne nutzen möchte und keine Alternativen sehe, dann nutze ich bisweilen auch mal eine Lizenz wie die CC BY-NC 2.5. Zum Beispiel für den Comic von xkcd oben, der das Dilemma so bewundernswert klar auf den Punkt bringt.
Was denken Sie?
Soweit der Meinungsbeitrag von jOERan Muuß-Merholz. Die Kommentare sind offen. Haben Sie Fragen? Weitere Punkte für die Aufzählung? Oder Widerspruch? Wir freuen uns über jeden Beitrag, der der Meinungsbildung dient!