OER und das ND-Modul „Keine Bearbeitung“ 

Eine der Lizenzkategorien bei Creative Commons sind Lizenzen mit ND-Modul. Hiernach dürfen Personen das lizenzierte Material nur in unveränderter Form verwenden und vor allem teilen. Für OER sind CC-Lizenzen mit ND-Modul ungeeignet. Warum das so ist und wie sich übliche Bedenken gegenüber ND entkräften lassen, erklärt der folgende Text.

OER und das ND-Modul, Grafik: Angela Karnoll via canva.com, CC BY 4.0

Ein Beitrag von Till Kreutzer

Was sind Lizenzbeschränkungen?

ND heißt „no derivatives“ oder auf Deutsch „Keine Bearbeitung“. Wie auch das NC-Modul ist ND eine Lizenzbeschränkung, ein rechtlicher Vorbehalt: Der Rechteinhaber behält sich durch das Modul vor, bestimmte Nutzungen individuell zu erlauben (oder zu verbieten) und nimmt sie deshalb von der automatischen Lizenzierung aus. ND heißt also nicht, dass das Material in keinem Fall auch in veränderter Form eingesetzt und geteilt werden darf. Es bedeutet lediglich, dass der Lizenzgeber hierzu individuell um Erlaubnis gefragt werden muss und im Einzelfall entscheiden kann.

Was heißt „keine Bearbeitung“?

Bearbeitungen werden bei CC auch „abgewandeltes Material“ genannt (siehe Ziff. 1.a des Lizenztextes). Hiermit gemeint sind abgeleitete oder geänderte Fassungen des lizenzierten Inhalts wie Übersetzungen, Kürzungen oder Kombinationen mit anderen Werken. Näheres siehe in unserem Text über Bearbeitungen sowie den FAQ von Creative Commons Deutschland.

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass es ND-Lizenzen untersagen, Bearbeitungen des lizenzierten Inhalts herzustellen. Richtig ist, dass man zwar geänderte Fassungen herstellen, sie aber nicht veröffentlichen oder außerhalb der persönlichen Sphäre an Dritte weitergeben darf.

Auszug Lizenztext ND, Screenshot: Till Kreutzer via Creative Commons, CC BY 4.0

Sind ND-Lizenzen für OER sinnvoll?

Die Antwort lautet: Grundsätzlich nein! ND-Lizenzen führen zu Unsicherheiten und Komplexitäten bei der Nachnutzung. Sie schließen Nutzungen von der automatischen Rechteeinräumung aus, die gerade für offene Lehr- und Lernmaterialien sehr wichtig sind. Daher sind unter ND-lizenzierte Materialien nach den gängigen Definitionen auch keine OER.

Das unterstreicht auch die wohl wichtigste OER-Definition der UNESCO: „Open Educational Resources (OER) sind Lern-, Lehr- und Forschungsmaterialien, in jedem Format und Medium, die gemeinfrei sind oder urheberrechtlich geschützt und unter einer offenen Lizenz veröffentlicht sind, wodurch kostenloser Zugang, Weiterverwendung, Nutzung zu beliebigen Zwecken, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Andere erlaubt wird.“

Diese Nachteile überwiegen etwaige Vorteile in aller Regel erheblich. Zudem basieren Vorstellungen über die Vorteile von ND-Lizenzen häufig auf Missverständnissen, wie wir in folgender Tabelle darstellen.

Argumente für und gegen ND-Lizenzen

Argumente für und gegen ND-Lizenz, Tabelle: Till Kreutzer, CC BY 4.0

 

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Till Kreutzer, iRights für OERinfo

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