Im Rahmen von Open Educational Practices (OEP, Offene Bildungspraktiken) beschäftigen sich insbesondere Hochschulen vermehrt mit Fragen hinsichtlich förderlicher Rahmenbedingungen für den größeren Nutzen von OER für die Bildungspraxis. OER-Policies können helfen, Richtlinien für Offenheit festzuschreiben, diese in der Hochschulkultur zu verankern und hochschulübergreifend zu kommunizieren.

Statistiken der OER World Map zu Policies
Die OER World Map führt unter dem Reiter Policy aktuell 332 Einträge weltweit, die teils auf Landesebene bildungsbereichsübergreifend oder begrenzt auf einzelne Bildungsbereiche sowie einzelne Einrichtungen zu verorten sind. Darunter sind 24 Einträge für Deutschland zu finden, wovon wiederum 82% aus dem Hochschulbereich stammen. Darunter fallen jedoch nicht nur Policies, die sich ausschließlich mit dem Umgang mit OER befassen. Richtlinien zum Umgang mit OER und Open Education sind insbesondere integriert in (Digitalisierungs)Strategien, mehrjährigen Strategischen Jahresplanungen sowie IT- und Medienplänen zu finden.
Unter dem Reiter Statistiken bietet die OER World Map weitere Kreisdiagramme zu Umfang und Fokus der Dokumente. Bezüglich des Umfangs sind insbesondere Bildungs-Policys mit Open Education und OER Komponente (47%) sowie explizite OER-Policies (33%) zu nennen. Bezüglich des Fokus ist auffallend, dass sich diese zu insgesamt rund 70% mit den Aspekten: Content, Infrastruktur, Capacity Building und Access befassen.
OER-Policy der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Ein aktuelles Praxisbeispiel für eine explizite OER-Policy findet man an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU). In dieser wird empfohlen:
- eigene oder in Kooperationsprojekten entstandene Lehr-/Lernmaterialien offen unter den Creative Commons-Lizenzen CC BY oder CC BY-SA zu lizensieren, wofür die HHU ihren Mitarbeitenden die erforderlichen Nutzungsrechte einräumt;
- die erstellten Lehr-/Lernmaterialien in einem offenen und bearbeitbaren Dateiformat zur Verfügung zu stellen und dabei Open-Source-Software bei der Erstellung von OER gegenüber proprietärer Software zu bevorzugen, soweit diese verfügbar ist und dem keine inhaltlichen oder qualitativen Anforderungen entgegenstehen; sowie
- diese eigenverantwortlich von den Erstellenden auf OER-Qualitätsaspekte hin zu überprüfen (z. B. Inhalt, didaktische Konzeption, Technik und Usability, Barrierefreiheit, Nachnutzbarkeit, Berücksichtigung der Urheberrechte Dritter, wissenschaftliche Standards).
Desweitern werden die Empfehlungen mit fünf konkreten Maßnahmen zur Entwicklung und Nutzung von OER unterstützt.
UNESCO-Richtlinien zur Erarbeitung von OER-Policies
Bereits Ende 2019 veröffentlichte die UNESCO den mit dem Commonwealth of Learning (COL) erarbeiteten Leitfaden „Richtlinien zur Entwicklung von OER-Policies“, der Ratschläge zur Entwicklung einer OER-Policy bietet. Im Beitrag UNESCO veröffentlicht Richtlinien zur Erarbeitung von OER-Policies wurde dieser vorgestellt.
Das OER-Policy Development Tool
Zur weiteren Unterstützung für die Erstellung einer OER-Policy wurde durch Lumen Learning das OER Policy Development Tool entwickelt. Es basiert auf einer Vielzahl bestehender OER-Policies und ermöglicht es den Nutzenden, durch verschiedene Kombinationen und Komponenten, einen Ansatz für eine individuelle OER-Policy zu entwerfen. Das Tool wurde im Beitrag Unterstützung zur Erstellung einer institutionellen OER-Policy durch das OER Policy Development Tool vorgestellt.
Quellen
OER World Map: Policy
OER World Map: Policy, Statistiken, Filter: Deutschland
Fahrenkrog, Gabi: UNESCO veröffentlicht Richtlinien zur Erarbeitung von OER-Policies
Fahrenkrog, Gabi: Unterstützung zur Erstellung einer institutionellen OER-Policy durch das OER Policy Development Tool
Weitere Beiträge aus dieser Reihe
- Offenheit im Bildungsbereich: Warum es für OER auch Open Educational Practices braucht?!
- Offenheit im Bildungsbereich: Warum es für OER auch Open Source braucht?!
- Open (Text)book: Lesen und lesen lassen
- Open Music: Musik auf die Ohren
- Open Photo: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte
- Offenheit im Bildungsbereich: Warum es für OER auch Open Content braucht?!
