Wie baut man eine nachhaltige Open Education-Strategie auf?

Immer mehr Hochschulen springen auf den OER-Zug auf, indem sie Policies und Strategiepapiere erlassen. Doch damit ist es längst nicht getan. Eine allumfassende OER-Strategie erfordert zahlreiche Bausteine, um Open Education-Visionen nachhaltig an der Hochschule zu verankern. Dazu muss sie verschiedene Akteur*innen einbinden. In diesem Beitrag werden fünf dieser Bausteine hervorgehoben: Policy, Weiterbildung, Repository, Netzwerk und Support-Services.

fünf Bausteine einer nachhaltigen OER-Strategie: OER-Policy gibt Strategie vor, Weiterbildungsangebote qualifiziert Bedienstete, OER-Portal ermöglicht Veröffentlichung, Open Education Austria erlaubt Wissensaustausch, Laufender Support animiert zur OER-Nutzung/-Erstellung
Zusammenspiel von OER-Bausteinen, Grafik: Linschinger, Universität Graz, CC BY 4.0

Ein Beitrag von Nadine Linschinger

OER-Policy gibt Strategie vor

Eine OER-Policy ist das Fundament für strategische OER-Implementierung. Sie enthält richtungsweisende Vorgaben hinsichtlich der Verwendung, Produktion und Veröffentlichung von OER vonseiten der Führungsebene der Hochschule. Gleichzeitig hat eine derartige Policy einen bindenden Charakter und sie verleiht OER-Bestrebungen zusätzliches Gewicht. Die Policy sollte Lehrmaterialien als OER nicht nur grundsätzlich befürworten, sondern auch regeln, welche technische Infrastruktur und welchen personellen Support die Hochschule anbietet. Die OER-Policy der Universität Graz wurde 2020 als erste universitäre OER-Policy Österreichs veröffentlicht.

Weiterbildungs-Angebot qualifiziert Bedienstete

Um Lehrende auch tatsächlich zum OER-Einsatz zu motivieren, ist es erforderlich, ihnen entsprechende Kompetenzen zu vermitteln. Daher empfiehlt sich die Entwicklung von Weiterbildungsprogrammen zum Thema Nutzung und Erstellung von OER. In Österreich gibt es dafür den OER-MOOC auf iMooX.at, einer offenen MOOC-Plattform. Der OER-MOOC wurde von mehreren Hochschulen unter der Leitung der Universität Graz entwickelt und seit März 2022 von über 500 Personen erfolgreich abgeschlossen. Die Wissensvermittlung über Videos und Texte garantiert aber nicht automatisch Kompetenzen im Einsatz dieses Wissens. Daher bietet die Universität Graz zusätzlich ein betreutes Weiterbildungsprogramm im Umfang von einem ECTS (25 Arbeitsstunden) an. In einem Active-Blended-Learning-Setting wird mithilfe von synchronen Einheiten, Projekt-Aufgabenstellungen, Peer Reviews und laufender Betreuung ein Methodenmix verwendet, der beim Kompetenzerwerb zur Verwendung von CC-Lizenzen oder zum Remixen von OER unterstützt.

OER-Portal ermöglicht Veröffentlichung

Ohne technische Infrastruktur ist allerdings keine Nutzung und Veröffentlichung von OER möglich, da sich diese zumeist im digitalen Raum befinden. Je nach nationaler, lokaler oder inneruniversitärer Vorgehensweise gibt es zur Veröffentlichung Länderportale oder eigene universitäre Repositorien. Basierend auf der Software edu-sharing verfügt die Universität Graz über ein OER-Portal, das bereits im Beta-Stadium online verfügbar ist und von einer kleinen Gruppe Lehrender verwendet wird. Die für den Einsatz erforderlichen Workflows zur Rechtevergabe, Redaktion und Qualitätssicherung befinden sich gerade in Ausarbeitung.

Open Education Austria erlaubt Wissensaustausch

Viele der genannten Services hat die Universität Graz im vom österreichischen Wissenschaftsministerium geförderten Projekt „Open Education Austria Advanced“ erarbeitet. Im Projekt entwickeln die Universität Wien (als Projektlead), die Universität Graz, die Universität Innsbruck, die TU Graz, das Forum Neue Medien in der Lehre Austria und das Österreichische Institut für Bildungsforschung Zugänge und Services zu OER in Lehre und Forschung. Zielsetzung dabei ist, das Suchen, Bereitstellen und Produzieren von OER, und das Qualifizieren, Zertifizieren und Vernetzen im OER-Bereich zu erleichtern, zu verbessern und zu stärken. Mehr dazu auf www.openeducation.at.

Laufender Support animiert zur OER-Nutzung und Erstellung

Last but not least sind Supportangebote ein essenzieller Unterstützungsfaktor für die Verwendung von OER. Sie signalisieren Lehrenden, dass sie bei der Entwicklung von OER-Kompetenzen sowie bei der Verwendung und Erstellung von OER nicht auf sich alleine gestellt sind. Wichtig dabei ist die laufende Verfügbarkeit dieser Angebote. Die Universität Graz bietet laufend Beratungen, Videos, Workshops oder verschriftlichte Anleitungen, die sich gesammelt auf der eigens dafür eingerichteten Website oer.uni-graz.at finden lassen.

Diese fünf OER-Strategie-Bausteine befinden sich in einem andauernden Zusammenspiel und beeinflussen sich gegenseitig. So werden die Inhalte der Weiterbildung mit der Veröffentlichung des eigenen OER-Portals geupdated. Die Support-Services werden anhand den sich in der Weiterbildung ergebenden Fragen weiterentwickelt. Insgesamt darf jedoch keiner dieser Bausteine fehlen, um eine erfolgreiche OER-Strategie aufzubauen, die alle Akteur*innen ins Boot holt.

 

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name der Urheberin soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Nadine Linschinger, Universität Graz, für OERinfo – Informationsstelle OER.

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