Die Bundesregierung beantwortet Fragen zu Open Educational Resources (OER)

Bundesregierung beantwortet Kleine Anfrage zu OER 2015
Die Bundesregierung beantwortet Kleine Anfrage zu OER (Juli 2015)

Was plant die Bundesregierung zum Thema Open Educational Resources (OER)? Nachdem im Mai 2015 Bundesbildungsministerin Johanna Wanka ein wohlwollendes Zitat dazu abgab, liegen nun ganze 6 Seiten Antworten auf insgesamt 19 Fragen vor. Die Fragen waren über eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Grünen gestellt worden. Ganz große Überraschungen gibt es nicht, aber einige hilfreiche Klarstellungen  und große Erwartungen an zwei laufende Forschungsprojekte. Außerdem konkretisiert sich der Verdacht, dass das BMBF die 2 Millionen Euro, die im Haushalt 2015 für OER zur Verfügung stehen, nicht ausgeben wird.

Insgesamt wurden 19 Fragen gestellt. Die Antworten (Vorabfassung) sind fast durchgängig so kurz aus, dass sie nicht mehr Text als die Fragen enthalten. (9.257 Zeichen Fragen vs. 9.270 Zeichen Antworten, die Vorbemerkungen der Fragesteller nicht mitgezählt.)

Die Hälfte der Antworten sind noch in Arbeit

Zu zehn von 19 Fragen wird auf zwei laufende Forschungsprojekte verwiesen, die bis zum 29.02.2016 Antworten auf die Fragen erarbeiten sollen. Es handelt sich dabei in erster Linie um das Projekt „Mapping OER“ von Wikimedia Deutschland, außerdem um die „Machbarkeitsstudie zum Aufbau und Betrieb von OER-Infrastrukturen in der Bildung“ beim Deutschen Bildungsserver. Die Erwartungen an die Ergebnisse der beiden Projekte dürften damit noch einmal gestiegen sein.

Was passiert mit den 2 Millionen Euro?

In Antwort 12 wird das Gesamtvolumen der beiden genannten OER-Forschungsprojekte mit 728.209,50 Euro angegeben. Davon entfallen 701.417,13 Euro auf das Jahr 2015. Bemerkenswert ist, dass die Frage 12 nach den finanziellen Mitteln für OER insgesamt fragte. Die Antwort kann also so interpretiert werden, dass die Bundesregierung in 2015 keine weitere Ausgaben für OER tätigen will. Damit würde das im Haushalt zur Verfügung stehende Budget von 2 Millionen Euro nur zu gut einem Drittel ausgeschöpft. Offen bleibt, ob die restlichen knapp 1,3 Mio. Euro verfallen, übertragen werden oder doch andersweitig Verwendung finden.

Einige Präzisierungen

An einigen Stellen bietet das Papier hilfreiche Präzisierungen zum Bericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe (AG OER):

  • Großer Interpretationsspielraum bot im Papier der AG OER die Formulierung, dass die öffentliche Hand bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen zu OER strikte Neutralität zu wahren habe. Antwort 7 hilft da auch nicht weiter, da sie im wesentlichen die Frage paraphrasiert. Es bleibt weiterhin rätselhaft, wie die öffentliche Hand neutral sein soll, wenn sie doch selbst i.d.R. die Hälfte (nämlich die Käufer) des Geschäftsverhältnisses verkörpert.
  • Für den Verdacht, dass im Papier der AG OER der Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung mitgedacht, aber nur implizit mit dem Begriff „lebenslanges Lernen“ bezeichnet wurde, spricht Antwort 9.
  • Im Bericht der AG OER fiel auf, dass eine Informations- und Koordinierungsstelle für OER geschaffen werden solle, der Bildungsbereich Hochschule an dieser Stelle aber ausgespart blieb. In Antwort 11 ist nun davon die Rede, dass Hochschule im Begriff „lebenslanges Lernen“ einbezogen sei. Eine eigenwillige Interpretation, aber immerhin wird das Thema Hochschule einbezogen.

Hintergrund

Die Kleine Anfrage mit dem Titel „Weiteres Vorgehen der Bundesregierung nach Vorlage des Berichts der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zu Open Educational Resources im Januar 2015“ war von den Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Tabea Rößner, Özcan Mutlu, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebracht worden. Die Antwort der Bundesregierung wurde als Drucksache 18/5296 mit dem Datum 7.7.2015 veröffentlicht.

Creative Commons LizenzvertragText steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urheber soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Jöran Muuß-Merholz für www.open-educational-resources.de – Transferstelle für OER.

2 Kommentare zu “Die Bundesregierung beantwortet Fragen zu Open Educational Resources (OER)

  • Oliver Tacke :

    Ich habe die Antwort der Regierung noch nicht gelesen, falls also zu meinem Einwurf etwas drin steht: Sorry.

    Ich habe kürzlich das BMBF angeschrieben um zu erfahren, weshalb von ihm geförderte Projekte nicht dazu angehalten werden, ihre Materialien als OER (etwa unter CC-Lizenz) zur Verfügung zu stellen. Dabei nahm ich Bezug auf eine Broschüre der Uni Hamburg, die aus eben einem solchen Projekt stammt. Meine allgemeine Frage wurde leider ignoriert und nur juristisch (von einem Jurusten) auf die Broschüre eingegangen. Es seien Fotos zur Illustration gekauft worden, daher keine CC-Lizenz möglich. Mein Facepalming könnt ihr euch nun vorstellen.

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