Open Teach stellt sich vor: Ein saarländisches Projekt zur Förderung von OER und OEP in Schulen

Das Projekt Open Teach zielt darauf ab, die Handlungsfähigkeit von Lehrkräften bei der Einführung offener Praktiken in der Bildung zu unterstützen. Das Erasmus+Projekt wird derzeit in Deutschland, Griechenland und Portugal erprobt. Open Teach versucht einerseits, Lehrkräfte in ihrem professionellen Handeln zu unterstützen und ermöglicht es Lehrkräften andererseits auch, OER zu bewerten.

Logo des Projekt Open Teach: schwarzer Schriftzug mit zwei offenen Kreisen in blau und rot um den ersten Buchstaben
Open Teach, Logo: Erasmus+ Programm der Europäischen Union, nicht unter freier Lizenz

Ein Beitrag von Paulo Santos, Alexander König & Armin Weinberger

Mehr als kostenlose Materialien

Offene Bildung bedeutet, Beteiligung und gemeinsames Handeln im Bildungsprozess zu verwirklichen und eine Kultur des Teilens und der kontinuierlichen Verbesserung zu fördern. Die gemeinsame OER-Verwendung ist eine wichtige Open Educational Practice (OEP), und digitale OER lassen sich leicht weltweit teilen.

Aber es gibt auch Hürden für die offene Bildung. Von unbekannten Urheber*innen und ohne redaktionelle Anleitung oder Budget erstellte OER können in ihrer Qualität stark variieren. Entsprechend groß ist die Skepsis gegenüber der Qualität von OER. Insofern ist es auch schwierig, OER über formale Wege in das Bildungsökosystem von Schulen zu integrieren, also indem die Produzent*innen z. B. eine Genehmigung von Schulbehörden oder Bildungsministerien einholen.

Gleichzeitig mehren sich Stimmen, die den Schwerpunkt eher auf der Förderung von professionellen Gemeinschaften bestehend aus Lehrkräften an einem oder an mehreren Schulstandorten oder von einer oder von mehreren verschiedenen Schulformen. In diesen Ansätzen entscheiden Lehrkräfte, in ihrer pädagogischen Freiheit und ihrer didaktisch-methodischen Eigenverantwortung, wie sie OER nutzen, verbreiten oder ob sie eigene OER sogar selbst produzieren. Da letztlich Lehrkräfte die entscheidenden Akteure für die Gestaltung von Unterricht sind, liegt nicht nur die Verwendung oder Herstellung von OER bei Lehrkräften. Auch in der Frage der Qualitätsbewertung – und vielleicht sogar der Qualitätsentwicklung – können sie eine herausragende Rolle spielen.

Das Open Teach-Projekt

Das Projekt Open Teach zielt darauf ab, die Handlungsfähigkeit von Lehrkräften bei der Einführung offener Praktiken in der Bildung zu unterstützen. Dieses Erasmus+Projekt wird derzeit in Deutschland, Griechenland und Portugal erprobt.
Open Teach versucht einerseits, Lehrkräfte in ihrem professionellen Handeln zu unterstützen. Open Teach bietet Online-Module für das gemeinschaftliche Studium an. Die einzelnen Einheiten befassen sich mit Schlüsselthemen, wie z. B. der Erstellung von OER, dem Auffinden und der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen im Internet, dem Urheberrecht und der Lizenzierung sowie der Bewertung der Qualität von OER. Diese Einheiten stehen in mehreren Sprachen zu Verfügung. Sie stellen eine niedrigschwellige Informationsquelle für interessierte Lehrkräfte dar, die sich gemeinsam mit anderen über offene Bildungspraktiken und offene Ressourcen austauschen wollen.

Die Plattform Open Teach ermöglicht es Lehrkräften andererseits auch, OER zu bewerten. Lehrkräfte sind im Kontext von Open Teach Kuratoren. Gemeinsam bauen die Nutzer*innen ein Archiv und Repositorium qualitätsgesicherter Ressourcen auf. Dabei soll die Plattform Lehrkräften auch einen Raum zum Austausch von Ideen, Materialien und bewährten Verfahren rund um OER und OEP bieten.

Die Qualitätsfrage: Top-down oder Bottom-up?

Das Web 2.0-Phänomen der OER, das durch das Prinzip „jeder kann mitmachen“ gekennzeichnet ist, hat zu selbstorganisierten, vernetzten Interessengemeinschaften geführt. Hier setzt Open Teach auf die „Weisheit“ der Masse: die Fähigkeit der Vielen, heterogene Qualität oder Fehlinformationen schnell zu erkennen und zu korrigieren. In diesem Zusammenhang haben verschiedene Plattformen bereits unterschiedliche Bewertungssysteme für Lehrmaterialien entwickelt, die eine Reihe von Kriterien wie inhaltliche Qualität, Didaktik, Design, klare Definition der Lernziele usw. in den Vordergrund stellen.

Bei der Bewertung und Sicherstellung der Qualität solcher Ressourcen gibt es häufig zwei Philosophien: a) einen Top-down-Ansatz, bei dem die Verantwortung für qualitativ hochwertige Materialien z. B. bei den Behörden oder bei Verlagen liegt, und b) einen Bottom-up-Ansatz, bei dem die Qualitätsbewertung von den Lehrkräften selbst vorgenommen wird, die diese Ressourcen selbst verwenden und sie in ihre Unterrichtspraxis integrieren.

Ein praktisches Bewertungssystem

Die Definition eines qualitätssichernden Bewertungssystems kann sehr komplex sein. Der Versuch, alle relevanten Aspekte des Materials zu erfassen, führt dazu, dass die Liste der Kriterien schnell sehr umfangreich und damit der Bewertungsprozess für die Lehrkraft zu zeitaufwändig wird. Eine Übervereinfachung der Kriterien wiederum bieten dem Benutzer weniger wertvolle oder nicht ausreichende Informationen. Die Herausforderung besteht also darin, ein Bewertungssystem zu schaffen, das Tiefe und Wert bietet, ohne den Bewertenden zu belasten.

Unter Berücksichtigung dieser Aspekte und einem Bottom-up-Ansatz folgend, hat Open Teach Bewertungskriterien von internationalen OER-Plattformen zusammengetragen und das Konzept durch Interviews und Umfragen unter Lehrkräften validiert. Wir kamen zu einem kurzen Satz von vier Kriterien:

  1. Allgemeine Qualität – ist das OER didaktisch gut gemacht und funktioniert es technisch?
  2. Anpassbarkeit – inwieweit kann ich das OER an meine Bedürfnisse anpassen?
  3. Benutzerfreundlichkeit – ist das OER leicht zugänglich und zu verwenden?
  4. Inklusion – erlaubt das OER ausreichend Möglichkeiten zur Binnendifferenzierung in der konkreten Unterrichtssituation?

Um die Genauigkeit des Bewertungssystems zu bestimmen, wurden die Bewertungen mit einem etablierten Bewertungssystem für Lernmaterialien (LORI) verglichen. Dabei zeigte sich, dass das Instrument von Open Teach eine höhere Benutzerfreundlichkeit erreicht, während beide Instrumente zu den gleichen Bewertungen verschiedener OER führten.
Zur Vernetzung von OER-Gemeinschaften

Soziale Elemente, wie z. B. die Förderung einer Kultur der Zusammenarbeit und des Austauschs unter Pädagog*innen, bilden die zentralen Meilensteine auf dem Weg zur Verwirklichung von offener Bildung. Dies bedeutet nicht nur die Entwicklung und die Implementierung neuer Werkzeuge und Technologien, sondern auch den Aufbau eines Netzwerks von Lehrenden, die sich mit offener Bildung beschäftigen. Lehrende werden in diesem Prozess zu Lernenden, die sich durch die Beschäftigung und Aneignung mit unterschiedlichsten Möglichkeiten des Unterrichtens selbst weiter professionalisieren.

 

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Die Namen des Urheber sollen bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Paulo Santos, Alexander König & Armin Weinberger, Open Teach, für OERinfo – Informationsstelle OER.

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