Wie findet man offene Webtools zum Lehren und Lernen?

The Shop, Foto: Mitch (via Flickr), Public Domain 1.0.

Offene Webtools passen wunderbar zu zeitgemäßer Bildung. Nele Hirsch erläutert für OERinfo wie und wo sich solche Tools am besten finden lassen.

Einleitung

In der Bildungs-Community z.B. auf Twitter wird häufig nach Tools gefragt. Gemeint sind damit (meist) digitale Werkzeuge, mit denen sich eine bestimmte Herausforderung beim Lehren und Lernen gut bewältigen lässt. Zum Beispiel gibt es Tools, um kollaborativ an Texten zu schreiben, Screencasts aufzunehmen, QR-Codes zu erstellen oder gemeinsam mit anderen zu brainstormen.

Ich verwende sehr gerne offene Webtools. Darunter verstehe ich Online-Werkzeuge, die direkt im Browser genutzt werden und für die sich mindestens Lernende nicht anmelden müssen. Mit dieser Definition liegt ihr großer Vorteil bereits auf der Hand: Sie können unwahrscheinlich einfach verwendet werden! Man muss nichts installieren, sich nicht registrieren und auch nicht direkt etwas dafür bezahlen.

Allerdings sind zahlreiche solcher offenen Webtools leider nur bedingt zum Lehren und Lernen geeignet. Zum Beispiel weil Dritt-Anbieter mit Cookies die Handlungen der Nutzenden verfolgen und für ein persönliches Tracking nutzen, weil Anbieter sich erstellte Inhalte zu eigen machen oder weil die Websites mit Werbung überladen sind. Problematisch ist darüber hinaus, dass es leider oft diese nicht-empfehlenswerten Webtools sind, die einem als erstes angezeigt werden, wenn man bestimmte Suchbegriffe (z.B. Tool, offen, kostenfrei) in eine klassische Suchmaschine eingibt.

Wie lassen sich stattdessen aber gute offene Webtools finden? Dazu möchte ich im folgenden fünf mögliche Herangehensweisen vorstellen, die für mich gut funktionieren.

1. Best-Of Tools nutzen

Bevor man sich richtig an die Suche macht, lohnt es sich im ersten Schritt darüber zu reflektieren, was man eigentlich genau sucht und warum. Dabei stellt man häufig fest, dass es eine sehr viel naheliegendere und einfachere Lösung für das gesuchte Tool gibt, als das, was man sich zunächst überlegt hatte. Für die meisten Einsatzzwecke reicht eine Handvoll Best-Of Tools oft aus. Für mich sind das Etherpads zum kollaborativen Schreiben (z.B. nutzbar z.B über yopad.eu), HedgeDoc (ehemals CodiMD) für Bereitstellung und kollaborative Bearbeitung von Inhalten, Flinga.fi für Brainstorming und Mindmapping und Oncoo zur Evaluation. Weil sich diese Tools sehr vielfältig einsetzen lassen, habe ich mir angewöhnt, mich vor der eigentlichen Tool-Suche immer zuerst einmal zu fragen: Könnte ich dafür vielleicht auch eines der Best-Of Tools nutzen?

Screenshot Oncoo, nicht unter freier Lizenz

2. Bildungssuchmaschinen und -Plattformen nutzen

Während klassische Suchmaschinen unter den Top-Suchergebnissen oft Webtools präsentieren, die nur bedingt zum Lehren und Lernen geeignet sind, sieht das bei spezifischen Bildungssuchmaschinen oder auf entsprechenden Plattformen anders aus. Hier haben Menschen mit einer „pädagogischen Brille“ mögliche Tools vorsortiert und kuratiert. Oft gibt es auch Erfahrungsberichte oder Ideen für Einsatzmöglichkeiten. Zentral und bundeslandübergreifend gestaltete Bildungssuchmaschinen zum Einstieg sind Wir Lernen Online und Mundo. Beide Suchmaschinen lassen sich auch gezielt nach Tools filtern.

Tipp: Wer ein bestimmtes Tool schnell auf etwaiges Tracking überprüfen will, kann dazu die Website trackertracker.io nutzen.

3. Auf Coding-Plattformen recherchieren

Gute offene Webtools sind nicht unbedingt von großen Organisationen entwickelt – sondern entstehen vielfach auch als Nebenprojekt von Entwickler*innen in ihrer Freizeit. In vielen Fällen veröffentlichen diese ihre Projekte sogar Open Source. Um mögliche Tools in diesem Bereich zu finden sind Coding-Plattformen wie zum Beispiel Github oder Glitch gute Adressen. Bei der Suche auf diesen und ähnlichen Plattformen sollte man beachten, dass man in der Regel nur über englische Begriffe relevante Suchergebnisse findet. Über diesen Weg habe ich z.B. das Tool bittefeedback.de gefunden, das ich seitdem sehr gerne für anonyme Umfragen nutze.

Screenshot Glitch, nicht unter freier Lizenz

4. Selbst Lerner*in sein

Sehr viele Webtools habe ich entdeckt, weil ich selbst Lernende war. Entweder in einem formalen Bildungsangebot, bei dem die Lehrperson mit einem bestimmten Tool arbeitete, was ich dann später recherchierte oder selbst ausprobierte. Oder – noch viel häufiger – beim informellen Lernen z.B. beim Austausch in sozialen Netzwerken, bei Barcamps oder anderen Veranstaltungen. Häufig ist es so, dass ich gar nicht auf der Suche nach einem bestimmten Tool bin, sondern mich einfach „nur“ neugierig und offen durchs Internet bewege. Die Herausforderung bei diesen Zufallsfunden besteht dann darin, sie für sich und andere zu merken und auffindbar zu machen. Dazu ist eine verschlagwortbare Linksammlung ein guter Weg.

5. Persönliches Lernnetzwerk aufbauen

Selbst Lerner*in zu sein, kann auch bedeuten, offene Angebote des Teilens von anderen Bildungsakteur*innen zu nutzen. Wer Zeit investiert, um ein persönliches Lernnetzwerk aufzubauen und dazu zum Beispiel gezielt Menschen auf Twitter folgt sowie Blogs oder Newsletter abonniert, kann davon viel profitieren. Besonders gut klappt das, wenn man immer auch selbst dazu bereit ist, die eigenen Erfahrungen und Learnings für andere zu teilen.

Und falls Du direkt damit beginnen willst, gute Newsletter zu abonnieren, ein abschließender Tipp: Ich versende ca. einmal im Monat eine Edumail, in der ich unter anderem auch viele der von mir neu gefundenen Webtools vorstelle. Hier kannst Du sie abonnieren.

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Nele Hirsch für OERinfo – Informationsstelle OER.

3 Kommentare zu “Wie findet man offene Webtools zum Lehren und Lernen?

  • Ich ergänze mich mal selbst 🙂
    Ich schreibe in der Einleitung, dass es ein großer Vorteil von offenen Webtools ist, dass man nicht direkt etwas dafür bezahlen muss. Das bedeutet natürlich nicht, dass Erstellung und Wartung dieser Tools ebenfalls kostenlos ist. Wer offene Webtools erfolgreich finden will, tut deshalb gut daran, die offene Netz-Community und OpenSource Software zu unterstützen. Das geht z.B. über Spenden oder über Lobby-Arbeit bei öffentlichen Stellen. Und alle können auch praktisch mithelfen (auch ohne Programmierkenntnisse): durch Verbreitung, durch Übersetzungen, durch Fehler melden …

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