Offenheit im Bildungsbereich: Warum es für OER auch Open Educational Practices braucht?!

Im Zusammenhang mit förderlichen Rahmenbedingungen für den größeren Nutzen von OER für die Bildungspraxis steht der Begriff der Open Educational Practices (OEP, Offene Bildungspraktiken). Der Begriff OEP ist bei weitem nicht so prominent wie der Begriff OER, was u.a. auch durch seine schwere Abgrenzbarkeit bedingt ist.

Ausschnitt einer Baumgrafik stellt das Thema Open Educational Practices mit den Kriterien: Institutionelle Richtlinien, innovative pädagogische Modelle und Lernende als Koproduzenten
Open Education-Baum – Ausschnitt Open Educational Practices, Grafik: Jonathan Christian, CC BY 4.0

Der Begriff der Offenen Bildungspraktiken wird im internationalen Diskurs teils enger oder weiter gefasst. EHLERS definiert OEP als:

Praktiken, die die (Wieder-)Verwendung und Produktion von OER durch institutionelle Richtlinien unterstützen, innovative pädagogische Modelle fördern und Lernende als Koproduzenten auf ihrem Weg des lebenslangen Lernens respektieren und befähigen. (2011, S. 6, ÜdA)

Strategiepapiere einzelner Einrichtungen

Damit einher geht neben der Verbindlichkeit politischer Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene ein möglicher Impact von OER-Policies auch einzelner Einrichtungen, entsprechende förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Verfasst z. B. eine Hochschule ein Strategiepapier, in dem die Lehrenden dazu ermuntert werden, OER zu produzieren, würde man von einer Open-Policy sprechen, (vgl. Eckhoff ) Teil einer Open Educational Practice, definiert nach EHLERS. Ein aktuelles Beispiel für eine explizite OER-Policy findet man z. B. an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Innovative pädagogische Praktiken

Ein Beispiel für eine innovative pädagogische Praxis wären Flipped-Classroom-Szenarien. Beim Flipped Classroom (umgedrehter Unterricht) werden Lerninhalte durch Tutorials zuhause von den Schüler*innen erarbeitet, was u. a. mehr Raum für die Anwendung in der Schule bietet. Auch die individuelle Vorbereitung jedes einzelnen Lernenden kann dadurch gefördert werden, z. B. durch die Produktion interaktiver Videos mit H5P.

Einbindung der Lernenden in die Erstellung

Was uns zur Einbindung der Lernenden in die Produktion von OER führt. Ebenso ist es eine OEP, wenn Lehrkräfte im Rahmen des Unterrichts mit ihren Schülern OER erstellen und der Öffentlichkeit z. B. über Youtube zugänglich machen. Ein Beispiel für die Erstellung von OER durch Schüler*innen im Bereich der dualen Ausbildung ist kfz4me.

Dies setzt zum einen die Behähigung der Lernenden im Umgang mit urheber- und lizenzrechtlichen Fragestellungen, der erfolgreichen Suche nach geeignetem Open Content sowie Tools zur Erstellung voraus. Drei OERPoster zur Bildersuche bieten hierfür als niedrigschwelliges Angebot Hilfen zu Fachbegriffen, Erklärungen zu Lizenzen und Tipps für die Bildrecherche.

Zum anderen setzt es eine reziproke Fehlerkultur voraus, was u. a heißt, gegenseitig Fehler zuzulassen, sie durch wohlwollende Kritik sichtbar zu machen, um letztlich einen lernförderlichen Umgang mit Fehlern zu ermöglichen. (vgl. MELZIG 2021)

Literatur

BELLINGER, Franziska; MAYRBERGER, Kerstin: Systematic Literature Review zu Open Educational Practices (OEP) in der Hochschule im europäischen Forschungskontext, In: MedienPädagogik Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, Themenheft Nr. 34: Forschung und Open Educational Resources – Eine Momentaufnahme für Europa. – URL: https://www.medienpaed.com/article/view/664/650 (letzter Zugriff: 18.01.2022)
ECKHOFF, David: OER – Potenziale für die Lehre, In: Was ist OER in der Hochschule – mit OER lehren
EHLERS, U.-D. (2011). Extending the territory: From open educational resources to open educational practices. Journal of Open, Flexible and Distance Learning, 15(2), [1–10].
MELZIG, Christian (2021): Lernförderlicher Umgang mit Fehlern in der Ausbildung. In: Berichte zur beruflichen Bildung. – URN: urn:nbn:de:0035-0913-7

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Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name der Urheberin soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Susanne Grimm für OERinfo – Informationsstelle OER.

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