Mit der Förderlinie OERContent.nrw fördert das Land NRW hochschulübergreifende Projekte zur Entwicklung, Umsetzung und Verbreitung innovativer und qualitativ hochwertiger digitaler Lehr-/Lernmaterialien. Diese werden auf dem Landesportal ORCA.nrw als OER bereitgestellt. Nach dem Abschluss des Auswahlverfahrens der aktuellen Ausschreibungsrunde steht nun fest: Zwölf weitere OER-Projekte werden gefördert.
Ein Beitrag von Daniel Diekmann
Das Interesse an OER steigt: Immer mehr Anträge für OER-Projekte
Nachdem in NRW in den ersten beiden Ausschreibungsrunden der Förderlinie OERContent.nrw 2019 und 2021 bereits insgesamt 36 OER-Projekte vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) gefördert wurden, können schon bald die nächsten Projekte an den Start gehen: Im Rahmen des Auswahlprozesses der dritten Ausschreibungsrunde OERContent.nrw 2022 wurden aus 68 Projektanträgen zwölf Projekte für eine Förderung ausgewählt.
Die geförderten Projekte konzipieren, entwickeln und erproben in ihrer 2-jährigen Laufzeit OER-Materialen. Sie können in Form strukturierter Online-Kurse oder Online-Self-Assessments als Selbstlernangebote auf ORCA.nrw oder zur Unterstützung der Präsenzlehre genutzt werden. Die Projekte arbeiten dabei hochschulübergreifend und arbeitsteilig in Verbünden aus mindestens drei öffentlich-rechtlichen NRW-Hochschulen. Nach Abschluss der Projekte wird der erstellte OER-Content auf dem Landesportal ORCA.nrw bereitgestellt. Die im Vergleich zur vorigen Ausschreibung erneut gestiegene Anzahl von Anträgen (2019 waren es bereits 28 Anträge, 2021 schon 58) zeigt: Das Interesse an OER im Hochschulbereich steigt!
Geförderte Projekte adressieren aktuelle Herausforderungen der Hochschullehre
Doch in den Projekten werden Open Educational Resources nicht bloß um ihrer selbst willen erstellt – vielmehr adressieren die Projekte mit der OER-Erstellung aktuelle und übergeordnete Herausforderungen der Hochschullehre, die z.B. auch im Gutachten Digitalisierung im Bildungssystem: Handlungsempfehlungen von der Kita bis zur Hochschule der SWK-Kommission oder in den Empfehlungen zur Digitalisierung von Lehre und Studium des Wissenschaftsrates angesprochen werden.
Flexibilisierung von Lehre & Größere Zugangschancen zu Bildung
Hierzu zählt beispielsweise, dass in den geförderten Projekten digitale, modular aufgebaute Lerneinheiten als OER erstellt werden. Sie können im Sinne eines Baukastenprinzips entweder in Lehrveranstaltungen integriert oder aber zeit- und ortsabhängig zum Selbstlernen genutzt werden. Dadurch werden verschiedene Lehr-Lernformate und -settings ermöglicht, die durch den Abbau physischer Barrieren und zeitlicher Einschränkungen größere Zielgruppen ansprechen und lebenslanges Lernen unterstützen. Die möglichst barrierearme Gestaltung der Materialien, zu der sich alle Content-Erstellenden verpflichten, soll dabei auch die Zugangschancen benachteiligter Gruppen zu Bildungsangeboten erhöhen.
Innovation von Lehre
Die Ermöglichung von Lernerfahrungen, die ansonsten nicht möglich oder nur schwer zugänglich wären, steht im Fokus einiger der geförderten Projekte. So erstellen z.B. mehrere der neu geförderten Projekte Materialien, die das Durchlaufen authentischer Fälle, den Gewinn von Einblicken in die Praxis oder das Erleben von Forschungsdiskursen ermöglichen. Einige dieser Konzepte wären – z.B. aus ethischen, finanziellen oder Zeitgründen – in klassischen Lehrveranstaltungen in der Form nicht umsetzbar. Durch die Bereitstellung verschiedener Materialien (Texte, Videos, Audios, H5P-Elemente etc.) zielen einige der Projekte zudem darauf ab, die individuellen Präferenzen und Geschwindigkeiten von Lernenden zu adressieren und das Beschreiten individueller Lernpfade zu ermöglichen.
Kollaboration & Zeitersparnis
In allen zwölf neuen Projekten arbeiten Lehrende aus mindestens drei Hochschulen (in einem Projekt sogar aus acht Hochschulen) zusammen an der Erstellung des OER-Contents. Durch die arbeitsteilige Erstellung und Ausgestaltung der Lehrmaterialien sollen hierdurch Synergien genutzt und hochschulübergreifende Kooperationen angebahnt werden, in denen Lehrende sich austauschen und kollaborativ innovative Lehr-Lernkonzepte erstellen. Lehre soll dabei als gemeinsame Aufgabe verstanden werden, zu der unterschiedliche Personen mit ihren jeweiligen Kompetenzen beitragen.
Mehr Rechtssicherheit
Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist schließlich auch die nach wie vor weit verbreitete Verunsicherung Lehrender, wie und in welchem Umfang Fremdmaterialien in der eigenen Lehre genutzt werden resp. Lernenden zur Verfügung gestellt werden dürfen. Dadurch, dass alle Materialien aus den OERContent-Projekten unter einer CC0, CC BY oder CC BY-SA-Lizenz verwendet werden müssen, ist die niederschwellige und rechtskonforme Nachnutzung des Contents sichergestellt.
Übersicht über die geförderten Projekte
Für einen tiefergehenden Einblick in die Projekte finden Sie im Blog des Landesportals ORCA.nrw eine ausführliche Übersicht. Diese enthält neben detaillierteren Projektzusammenfassungen z.B. auch Informationen zu den jeweils beteiligten Hochschulen.
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