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OER für die Ausbildung verbreiten: Good-Practice-Beispiel Learningapps



Generell muss man leider immer noch sagen, dass es für die Ausbildung ein vergleichsweise geringeres OER-Angebot gibt. Vereinzelt gibt es branchenspezifische Angebote, wie die Mediencommunity, die u. a. ein umfangreiches Wiki betreibt. Diese Angebote bieten jedoch in den seltensten Fällen die Möglichkeit, eigene Materialien in unterschiedlichen Dateiformaten hochzuladen und zu verbreiten.

Es existiert für den Bereich der Ausbildung kein (zentrales) Repositorium, auch wenn das von Anfang an gefordert wurde. Mögliche Träger für ein solches Angebot wären meines Erachtens auf regionaler Ebene einzelne Industrie- und Handelskammern, Verbände und Sozialpartner. National oder auf Bundesebene böte sich für ein solches Vorhaben der Deutsche Industrie- und Handelskammertag oder das Bundesinstitut für Berufsbildung an.

An dieser Stelle soll auf ein erstes UNESCO-UNEVOC OER-Förderprogramm verwiesen werden, zur Unterstützung u. a. der:

– Erstellung neuer OER für die Berufsbildung
– Anpassung und Lokalisierung bestehender OER
– Einrichtung oder Einführung von Plattformen zum Teilen von OER
– Umwandlung geschlossener Materialien in offene Materialien

Es kann also noch Pionierarbeit geleistet werden. Deshalb ist es natürlich umso wichtiger, eigene Materialien zu erstellen und zu verbreiten. Aber über welche Plattformen und Autorentools lässt sich das bewerkstelligen?

Plattformen und Autorentools für die Standorte Berufsschule und Betrieb

Bildungsbereichsübergreifend bieten Plattformen wie Wikimedia, Flickr oder Youtube für größtenteils nicht didaktisierte Formate wie Fotos, Grafiken oder Videos die Möglichkeit eigene Materialien zu verbreiten. Sven Stemmler, ein Berufsschullehrer, erstellt Lehr- und Lernvideos für die Fächer Mathematik und Elektrotechnik und verbreitet diese unter offener Lizenz über seinen Youtube-Kanal.

Daneben bieten Autorentools zur Erstellung von Arbeitsblättern wie Tutory oder kleinen Applikationen wie Learningapps die Möglichkeit, eigene Materialien auch direkt zu verbreiten.

Insbesondere für den Standort Berufsschule von Interesse dürfte Zum-Unterrichten sein. Die Zentrale für Unterrichtsmedien für den Bereich Schule möchte sich auch weiteren Bildungsbereichen wie der Aus- und Weiterbildung öffnen. Sie bietet unter anderem die Möglichkeit H5P-Applikationen zu verbreiten.

Für den Standort Betrieb bietet sich unter anderem die Plattform Examunity an. Neben plattformeigenen Materialien und Autorentools zur Erstellung von Materialien können hier auch eigene Materialien hochgeladen und verbreitet werden.

Alternativen bieten schulische Lern/Content-Management-Systeme wie ILIAS oder Moodle oder die eigene Unternehmensplattform/Unternehmenswikis.

OER für die Ausbildung verbreiten über Learningapps

Auf Learningapps können nach einer schlanken Registrierung kleine, interaktive und multimediale Bausteine erstellt werden. Dafür stehen eine Reihe von Vorlagen wie Zuordnungsübungen oder Multiple Choice-Tests zur Verfügung. Nach Erstellung können die Apps über die Plattform mit entsprechender Lizenz der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Angebot & Angebotsstruktur von Learningapps

Auf Learningapps findet sich ein breites Materialangebot in verschiedenen Sprachen (DE, E, ES, IT, FR, P) entlang der Bildungskette, von der Vorschule bis hin zur Aus- und Weiterbildung. Für den Bereich der beruflichen Bildung finden sich Materialien größtenteils für den gewerblich-technischen Bereich und den Bereich Gesundheit und Pflege, aber auch für den Dienstleistungsbereich. Aktuelle Statistiken weisen rund sechs Millionen Apps von rund fünf Millionen Nutzern auf.

Die Suche ist über einen zentralen Suchschlitz oder einzelne Themenbereiche möglich. Es gibt jedoch keine weiteren Filterfunktionen zur Suche nach entsprechender Lizenz, Lehrjahr oder Methodik.

Mitwirkende bei Learningapps

Zu den Mitwirkenden der Plattform finden sich unter dem Impressum teils umfangreiche Bibliographien und Publikationslisten. Die Ersteller*innen der Apps werden mit Klarnamen dargestellt. Darüber hinaus können bei Anmeldung noch Angaben zur Schule/Einrichtung oder einer Webseite angegeben werden. Über den jeweiligen Account der Ersteller*innen können deren weitere Apps eingesehen werden. Über einen Email-Kontakt können Ersteller*innen angeschrieben werden.

Verwendung, Verbreitung und Bewertung über Learningapps

Die Lizenzierung der einzelnen Apps erfolgt nicht einheitlich, da diese den Ersteller*innen überlassen ist und die Wahl der Lizenz nicht standardisiert oder eingeschränkt ist. Die entsprechende Lizenzierung findet sich daher immer an der jeweiligen App.

Die bereitgestellten Apps können in den eigenen Bereich kopiert und weiterentwickelt werden. Die Bereitstellung der Apps ist u. a. durch einen Web- oder Vollbild-Link möglich. Darüber hinaus können Bausteine als ZIP-Datei untergeladen und als SCORM-Inhalte in das entsprechende Lern-Management-System übertragen werden. Didaktische und methodische Hinweise zur Nutzung der Materialien sowie Lernzielformulierungen fehlen jedoch.

Bewertet werden können einzelne Apps über ein 5 Sterne-System. Eine Kommentarfunktion existiert jedoch nicht. Ein fehlendes Generierungs- oder Aktualisierungsdatum der jeweiligen App gibt keinen Hinweis auf die Aktualität des Materials. Eine Verbindung zwischen ursprünglichen und weiterentwickelten Apps ist erkennbar.

In „Open Educational Resources (OER) im Lichte des Augsburger Analyse- und Evaluationsrasters“ finden sich weitere Analysen von Onlineplattformen wie ZUM-Unterrichten der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V. oder dem Medienportal für den MINT-Unterricht der Siemens Stiftung, gleichermaßen von Interesse für den Bereich der Ausbildung.

Literatur:

Matthes, Eva et. al.: Open Educational Resources (OER) im Lichte des Augsburger Analyse- und Evaluationsrasters, Verlag Julius Klinkhard, Bad Heilbrunn 2019

Sprache

deutsch

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name der Urheberin soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden:
Susanne Grimm, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), für OERinfo – Informationsstelle OER.