Dem Aufruf, ihre OER-Projekte für den OER-Award 2017 einzureichen, ist die OER-Community gefolgt. Es wurden 89 OER-Angebote in 9 Kategorien eingereicht. Aus denen hat die Jury über die Nominierung für den OER-Award 2017 entschieden.
Im Interview spricht Anja Lorenz, Koordinatorin der oer.academy, über die Arbeit der Jury und darüber, wie die Nominierten überhaupt ermittelt werden.
Nachdem es für den OER-Award 2016 mit 39 Projekten schon eine große Anzahl an Einreichungen gab, wurde diese Anzahl mit 89 eingereichten OER-Projekten in diesem Jahr noch deutlich gesteigert. Nun stehen die 30 Nominierten für den OER-Award 2017 fest. Wer aber entscheidet eigentlich darüber, wer für den OER-Award nominiert wird? Welche Kriterien werden dafür zugrunde gelegt und wie geht die Jury mit möglichen Interessenkonflikten um?
OERinfo: Was ist die oer.academy, die über die Nominierungen abstimmt, und wie setzt sie sich zusammen?
Anja Lorenz: In der Jury sind etwa 20 Personen. Bereits für den OER-Award 2016 haben wir hierfür einige Personen angesprochen, die sich im Bereich OER „verdient“ gemacht haben. Die haben wir auch wieder angefragt. Zusätzlich durften die Veranstalter, Unterstützenden und jede*r Partner*in des OER-Festivals ein Mitglied in die Jury entsenden.
OERinfo: Wie müssen wir uns die Arbeit der Jury vorstellen, wie laufen die Abstimmungsprozesse über die Nominierungen ab?
Anja Lorenz: Wir haben den Jury-Mitgliedern die Einreichungstexte zum Review zur Verfügung gestellt. Die Texte konnten kommentiert und im Forum diskutiert werden, was auch bei einigen Einreichungen sehr intensiv geschehen ist. Anschließend gab es Formulare, bei denen jede Einreichung mit 1 bis 5 Punkten bewertet werden konnte. Die drei Projekte mit dem besten Bewertungsdurchschnitt wurden nominiert. (Und wer es genau wissen will: wenn der Durchschnitt gleich war, haben wir uns den Median angeschaut. Wenn dieser auch gleich war, dann gab es eben mehr als 3 Nominierte. Das ist im Bildungsbereich „The Great Wide Open“ passiert, in dem 4 Projekte mit gleicher Bewertung auf Platz 3 gelandet sind.)
Nicht jedes Jury-Mitglied hat auch jedes Projekt begutachtet, das sich um den OER-Award beworben hat. Das wäre auch viel zu viel gewesen, denn in diesem Jahr hatten wir über alle Kategorien hinweg insgesamt 89 Einreichungen! Daher gab es Listen, in der jede*r eintragen konnte, welche Projekte man begutachtet hat und für welche man nicht abstimmen wird, weil man sich befangen erklärt. So konnte man immer sehen, wo noch Bewertungen gebraucht werden, um die Entscheidung für die Nominierung auf eine möglichst breite Basis zu stellen.
In der letzten Phase nun stimmen wir noch über die Preisträger*innen ab. Dabei erfährt die Jury nicht, welches der nominierten Projekte in der ersten Runde die beste Bewertung hatte. Es soll ja spannend bleiben 😉
OERinfo: Innerhalb der deutschsprachigen OER-Community kennen sich viele der Akteur*innen untereinander, also kennen auch Jury-Mitglieder Personen, die Projekte eingereicht haben. Gab es da nicht Interessenkonflikte bei der Abstimmung? Wie seid ihr mit dieser Frage umgegangen?
Anja Lorenz: Einerseits brauchen wir Expertinnen und Experten in der Jury. Auf der anderen Seite sind diese Personen eben Expertinnen und Experten, weil sie viel im OER-Bereich machen, was sie vielleicht selbst einreichen wollen. Zudem kennen sie sicher die ein oder andere Person, die ein Projekt für den OER-Award eingereicht hat. Das ist ein Dilemma, für das wir bereits letztes Mal eine Regelung finden mussten.
Das wichtigste ist dabei sicher, dass man keine Projekte bewerten darf, bei denen man befangen ist. Befangen ist man natürlich dann, wenn man selbst eingereicht hat, aber auch, wenn man mit dem eingereichten Projekt persönlich oder beruflich verbunden ist. Kurzum: wenn man einen Vorteil davon haben könnte, dass das eingereichte Projekt nominiert wird, dann ist man befangen und darf nicht abstimmen. Die Befangenheit haben die Jury-Mitglieder offen erklärt, d.h. in eine Liste eingetragen. Zudem mussten alle bei der Abstimmung ihre Namen eintragen, damit die Orga die Einhaltung der Befangenheitsregel überprüfen kann. In der jetzt folgenden finalen Abstimmung, bei der aus den Nominierten die Preisträger*innen ausgewählt werden, darf man ebenfalls nicht in Kategorien abstimmen, in denen man selbst ein Projekt eingereicht hat. Die Vertreter*innen von Veranstalter-Organisationen wie oncampus oder J&K – Jöran und Konsorten haben mit sehr vielen OER-Projekten zu tun. Deswegen haben die sich bei der Punktevergabe komplett enthalten.
Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Jury-Mitglieder hier sehr streng mit sich waren und sich im Zweifel lieber befangen erklärt haben.
OERinfo: Vielen Dank für das Gespräch!
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