In Folge 108 des Podcast „zugehOERrt“ haben Dr. Jennifer Schneider von der Uni Paderborn und Angela Karnoll von OERinfo darüber gesprochen, dass eine Integration von OER im Lehramtstudium und Referendariat die Bekanntheit von Open Educational Resources steigern und damit auch die OER-Bewegung voranbringen könnte. Die Pädagogische Hochschule (PH) Weingarten hat dies bereits umgesetzt und nutzt OER im Studium, um digitalisierungsbezogene Kompetenz zu vermitteln.
Ein Beitrag von Alexander Aumann
Digitale Technologien ermöglichen Lehrkräften einen erleichterten Zugriff auf Bildungsmedien, die zudem flexibel an den jeweiligen Bedarf angepasst werden können. Open Educational Resources (OER) fördern darüber hinaus das Teilen und die gemeinsame Überarbeitung und Optimierung von Medien. Dies setzt jedoch voraus, dass Lehrkräfte wissen, welche Anforderungen mit OER verknüpft sind und ein „OER-Mindset“ entwickeln. Sprich: Im Teilen und gemeinsamen Erstellen von digitalen Lehr-Lernmedien einen Mehrwert für sich erkennen.
OER -Integration an der Pädagogische Hochschule (PH) Weingarten
Die Pädagogische Hochschule (PH) Weingarten verfolgt einen projektbasierten Ansatz, um Lehramtsstudierende auf die Anforderungen und das Potenzial einer Kultur der Digitalität vorzubereiten. Gleichzeitig soll es sie für das Konzept von OER sensibilisieren. In diesem Ansatz werden Studierende dazu befähigt, selbstständig digitale Lehr-Lernmaterialien zu entwickeln und diese im Anschluss als OER zur Verfügung zu stellen.
Hierfür wurden zwei medienbezogene Projekte in das Lehramtscurriculum der PH Weingarten integriert:
- Das Medienentwicklungsprojekt: Hier entwickeln Studierende auf Basis einer fachdidaktischen Problemstellung ein digitales Lehr-Lernmedium zu einem Thema in einem ihrer Studienfächer.
- Das Lehr-Lernprojekt: In diesem Projekt gestalten die Studierenden ein Unterrichtskonzept, in welchem sie gezielt digitale Lehr-Lernmedien zur Erreichung von Lernzielen implementieren.
Beide Projekte müssen verpflichtend im Verlauf des Studiums absolviert werden. Sie sind jedoch nicht an ein bestimmtes Seminar, Modul, Fach oder eine Form des zu nutzenden Mediums gebunden. Diese Offenheit hat das Potential, dass Studierende möglichst interessengeleitet an die Entwicklung herangehen können. Während die fachliche sowie fachdidaktische Beratung der Projekte aus den jeweiligen Fachdidaktiken zur Verfügung gestellt wird, erfolgt die Umsetzung im CoLiLab (Cooperative Liberal Laboratory), einem umfassend ausgestatteten Makerspace, welcher an der PH Weingarten für diesen Zweck eingerichtet wurde. Hier bieten geschulte Tutor*innen den Studierenden medientechnische und mediendidaktische Unterstützung.
Praxistest der erarbeiteten OER
Jedes Semester durchlaufen rund 300 Studierende diese Medienprojekte, wodurch eine Reihe an qualitativ hochwertigen Lehrmaterialien entsteht. Einige dieser Materialien werden im Rahmen des Lehr-Lernprojekts evaluiert und in realen Unterrichtsszenarien getestet. Die Materialien, welche sich als geeignet erweisen, können im Nachgang als OER zur Verfügung gestellt werden. Zu diesem Zweck wurde eine Kooperation mit einem landesweit verbreiteten OER-Repositorium angeregt.
Voraussetzung für die effiziente und rechtssichere Erstellung von OER bildet eine Einführung in grundlegende technische und lizenzrechtliche Anforderungen durch Referent*Innen des besagten OER-Repositoriums. Zudem verpflichten sich die Studierenden dazu, OER-Vorgaben im Rahmen ihrer Medienentwicklungsprojekte zu berücksichtigen und ihre Materialien, bei Bedarf, als OER der Community zur Verfügung zu stellen. Für beide Seiten entsteht daraus ein Gewinn: Die Studierenden erhalten die Möglichkeit, ihre mit viel Arbeit erstellten Produkte möglichst vielen Lehrkräften zur Verfügung zu stellen. Die Lehrkräfte profitieren von der Vielfalt an Materialien, die sie dann für ihren eigenen Unterricht nutzen oder adaptieren können.
Dadurch leistet die PH Weingarten einen Beitrag zur Förderung einer offenen Bildungskultur und gegen studentische Fleißarbeit für die Tonne.