Mit einem Eintrag zu „Bundespräsident“ fing es 2014 an, 2024 sendet der amtierende Bundespräsident Steinmeier persönlich Lob und Glückwünsche zum Jubiläum: Das Klexikon feiert im November zehnjähriges Bestehen! Die Wikipedia für Kinder ist ein kostenloses Online-Lexikon mit aktuell an die 3.500 Artikel zu den wichtigsten Themen für (Schul)Kinder. 2017 wurde das Klexikon sogar mit dem deutsprachigen OER-Award in der Kategorie „Bildungsbereich Schule“ausgezeichnet. Wir haben mit den Gründern Michael Schulte und Ziko van Dijk über die Entwicklung und Arbeit am Klexikon gesprochen.
Ein Interview mit Klexikon-Gründer Michael Schulte und Ziko van Dijk
Hättet Ihr zu Beginn geglaubt, dass das Klexikon nach 10 Jahren dort steht, wo es heute ist?
Ehrlich gesagt hatte ich am Anfang Angst, ob sich überhaupt jemand für das Klexikon interessieren wird. Ob jemand das anklickt. Die ersten ein, zwei Jahre war das Klexikon noch wirklich im Aufbau. Dann gab es aber so viele Artikel, dass es wirklich brauchbar wurde, und wir haben schließlich gesehen, dass es wirklich viele Leute lesen.
Wie ist die Idee zum Klexikon und seinem Namen entstanden?
Michael Schulte hat im Rahmen der Wikipedia-Gemeinschaft mal hineingehorcht, ob es Mitstreiter gibt, die erforschen wollen, ob man ein Kinderlexikon gründen kann. Da war ich dann im April 2014 in einem Online-Meeting, und es hat sich gezeigt, dass wir einander gut ergänzen. Und in der wichtigsten Sache waren wir uns einig: So ein Lexikon muss wirklich guten Inhalt anbieten, der kindgerecht ist.
Der Name Klexikon ist Michaels Idee und war eigentlich nur ein Arbeitstitel. Aber wir haben festgestellt: Der Name ist kurz, deutlich, auch ein wenig fröhlich, weil es sich wie Klecks anhört. Passt, würde ich sagen.
Warum ist der OER-Gedanke hinter dem Klexikon so wichtig für Euch?
Wenn man im Internet sucht, dann findet man vor allem Websites, die den Kindern etwas verkaufen wollen. Wir fanden aber: Es muss auch Info-Websites geben, die nicht mit Werbung oder sonst was kommen. Also Websites, die nur dafür da sind, weil man den Kindern etwas geben will. Und ein Lexikon, das ist doch eine gute, bewährte Sache, wie man ja auch an der Wikipedia sieht. Man kann das Klexikon guten Gewissens empfehlen, ohne zu befürchten, dass es bald hinter einer Bezahlschranke verschwinden wird
Wie kann das Klexikon Eurer Meinung nach zur Stärkung der deutschsprachigen OER-Community beitragen?
Es sind ja nicht nur die Inhalte, die es für die Kinder gibt. Das Klexikon hat auch gezeigt, dass man ein nachhaltiges Angebot gründen kann, das sich nicht nur mit einem einzigen Thema beschäftigt. Das ist doch ein ziemlicher Unterschied zu manchen anderen Angeboten, die sich auf Politik oder Umwelt oder Fremdsprachen konzentrieren. Das ergänzt sich doch gut. Nicht zuletzt haben wir mit dem Klexikon Erfahrungen über Wikis und Kindersites gemacht, die wir gern weitergeben. Mein Buch „Wikis und die Wikipedia verstehen“ hat auch stark von meinen Klexikon-Einsichten profitiert.
Habt Ihr Erfahrungswerte, was die Autor*innen der Beiträge motiviert, „freiwillig“ Artikel zu schreiben?
Ja, das hat doch ganz stark mit dem Wunsch zu tun, dass Kinder ein nichtkommerzielles Wissensangebot im Internet vorfinden. Die Menschen sind sehr wertegeleitet. Klexikon-Artikel sollen sachlich korrekt, aussagekräftig, aber auch verständlich sein. Das hinzubekommen, das ist auch eine schöne Herausforderung, wenn man gerne schreibt. Und am Ende weiß man auch, dass man sich nicht für die Katz oder als Spielerei angestrengt hat, sondern dass Kinder etwas von den Artikeln haben.
Wie werden Kinder bei der Mitarbeit am Klexikon eingebunden?
Wir haben festgestellt, dass es für Kinder sehr schwierig ist, selbstständig Artikel zu schreiben. Ein Artikel muss ein Mindestmaß an Qualität aufweisen. Dazu braucht man doch eine Menge Fertigkeiten. Aber wir haben gesehen, dass es möglich ist, im Klassenverband sehr gute Texte zu schreiben. Das klappt, wenn die Lehrkraft genügend Zeit dafür einplant und gut vorbereitet Schritt für Schritt vorgeht. Dann haben wir einige wirklich gute Artikel bekommen.
Aber wir besuchen auch Schulklassen und sprechen dort mit den Kindern über die Artikel. Dabei entdecken sie immer wieder Lücken oder Mängel oder gar Fehler, und dafür sind wir sehr dankbar. Dank des Wiki-Konzepts können wir dieses Feedback auch gleich verarbeiten.
Was ist Euer Highlight aus 10-Jahren-Klexikon?
Das ist für jeden vielleicht etwas anderes. Und es gibt ja immer wieder schöne Erlebnisse, etwa wenn man einfach angesprochen wird auf das Klexikon, dass es jemandem geholfen hat. Ich fand es schön, als Michael den Jimmy Wales interviewt hat, den Gründer der Wikipedia. Jimmy Wales war begeistert, dass es so ein Lexikon auch für Kinder gibt. Und er hat anerkannt, dass es sehr schwierig ist, gute Artikel für Kinder zu schreiben – wohl noch schwieriger, als für Erwachsene zu schreiben.
Was möchtet Ihr noch mit dem Klexikon erreichen bzw. wo seht Ihr das Klexikon in 10 Jahren?
Wenn ein Kind etwas im Klexikon aufsucht, dann findet es auch fast immer einen Artikel dazu. Damit das so bleibt, braucht das Klexikon immer mal wieder neue Artikel. Das müssen aber keine Millionen sein. Gleichzeitig sollen die Artikel, die wir schon haben, von Zeit zu Zeit aktualisiert werden. Wir freuen uns über Mitmenschen, die gerne dabei helfen, das Niveau hoch zu halten.
Das Interview führte Angela Karnoll.