Freie Materialien liegen heute nicht mehr nur verstreut im Netz. In der Welt der Hochschule gibt es mittlerweile einige zentrale wie dezentrale Anlaufstellen für OER. Und die Anzahl an OER-Repositorien und -Referatorien an Hochschulen wächst. Das erleichtert die Suche nach und die Verbreitung von offenen Lehr- und Lernmaterialien. Der Beitrag gibt einen Überblick über bestehende OER-Repositorien und -Referatorien einzelner Hochschulen, auf Bundes- und Länderebene sowie weitere deutschsprachige Angebote.
Repositorium versus Referatorium
Ein Repositorium (lateinisch repositorium ‚Lager‘) ist ein verwalteter Ort zur Aufbewahrung geordneter Dokumente, die öffentlich oder einem beschränkten Nutzerkreis zugänglich sind. Repositorien bieten neben der Veröffentlichung von Medien und Artefakten deren Langzeitarchivierung. Im Gegensatz zu einem Repositorium, in das Medien hochgeladen werden, werden diese in einem Referatorium „nur“ verlinkt.
Um den Aufbau von Doppelstrukturen zu vermeiden und sich trotz einer sehr heterogenen Landschaft an Softwarelösungen zu vernetzen und Synergien zu nutzen. beschäftigt sich die bundesländerübergreifende Arbeitsgemeinschaft der OER-Repositorien und OER-Referatorien im Hochschulbereich (OER-Repo-AG) seit Dezember 2018 sowie das im Mai 2022 konstituierte Kooperationsnetzwerk OER-förderliche Infrastrukturen und -Dienste (KNOER) u. a. mit Fragen nach Metadatenstandards, Standards für die technische Infrastruktur und die Förderung von Interoperabilität der länderspezifischen OER-Repositorien.
OER-Repositorien einzelner Hochschulen
Einzelne Hochschulen bieten Repositorien, über die auf Hochschulebene entstandene Materialien bereitgestellt werden.
RUB Ruhr Universität Bochum: OpenRUB ist die Plattform für frei zugängliche und offene Lehr- und Lernmaterialien für alle Fachbereiche der Ruhr-Universität Bochum. Die veröffentlichten Lehr- und Lernmaterialien sind im Rahmen von Lehrveranstaltungen in den Bereichen der Geistes- und Gesellschaftwissenschaften, Naturwissenschaften, Ingeniuerwissenschaften, Medizin, Informatik und Technik, Mathematik, Psychologie, Sprachen sowie Lehre und Lehramt entstanden und werden in unterschiedlichen Formaten präsentiert.
TH Lübeck: Die MOOC-Plattform Mooin, die von der Firma Oncampus betrieben wird, bietet Lehr- und Lernmaterialien für diverse Bachelor- und Masterstudiengänge sowie für den Bereich der Online-Weiterbildung.
OER-Repositorien auf Länderebene
Einzelne Bundesländer bieten OER-Repositorien an, über die, auf Landes- sowie Bundesebene, entstandene Medien und Artefakte geteilt werden können.
Baden-Württemberg: ZOERR, Zentrales Open Educational Resources Repositorium der Hoschchulen in Baden-Württemberg, steht allen Hochschulen des Landes Baden-Württemberg sowie deren Partnern dauerhaft zur Verfügung. Es sind darüberhinaus alle Hochschulen Deutschlands eingeladen, sich zu beteiligen und das Repositorium zu nutzen. Das ZOERR bietet einen zentralen Ort für Publikation, Austausch und abgestimmte Bearbeitung von offenen Lehr- und Lernmaterialien.
Hamburg: Die Hamburg Open Online University (HOOU) fördert die Erstellung innovativer digitaler Lernangebote und bietet diese frei zugänglich an. Mit ihrer Bildungsplattform unterstützt die HOOU die Öffnung von Hochschulen und schafft einen digitalen Raum für Kollaboration und Kooperation. Die HOOU koordiniert eine Zusammenarbeit von acht gesellschaftsbeteiligten Institutionen zur Beantwortung der Frage, wie wir in Zukunft lernen wollen.
Hessen: Anfang 2019 begann das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst die hessischen Hochschulen bei der Transformation hin zu digital gestützten Lehr- und Lernszenarien zu unterstützen. Die 13 projektbeteiligten Hochschulen setzen sich gemeinsam dafür ein, innovative Methoden und digitale Technologien in der Lehre zu stärken. Im OER-Späti des HessenHub finden Studierende und Lehrende das OER-Angebot der hessischen Hochschulen, egal ob Video, Podcast oder Seminar.
Nordrhein-Westfahlen: ORCA.nrw, ein gemeinsames Angebot der öffentlich-rechtlichen Universitäten, Fachhochschulen sowie der Kunst- und Musikhochschulen in Nordrhein-Westfalen, organisiert unter dem Dach der Digitalen Hochschule NRW, ist ein kostenfreies Online-Portal rund um digital gestütztes Lehren und Lernen an Hochschulen.
Rheinland-Pfalz: OpenEdu-RLP ist ein OER-Repositorium, das von allen Hochschulen des Landes genutzt werden kann und eine Schnittstelle zum landesweiten Lernmanagement-System OpenOlat bietet, das über 120.000 User in RLP nutzen. Über die Schnittstelle können Materialien direkt aus dem Repositorium in das Lernmanagement-System importiert und in Kurse und Lernmaterialien eingebunden werden.
Niedersachsen: Twillo ist ein Portal für kostenfreie und offen lizenzierte Bildungsmaterialien, die ausdrücklich verwendet werden können. Hier finden Sie OER in den Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, der Medizin und weiteren Fachgebieten. Das Portal bietet aber auch eine Einführung in OER-Grundlagen, Vorlagen und regelmäßige Veranstaltungen.
Sieben auf einen Streich
OERSi steht für Open Educational Resources Suchindex. Der OERSI ist eine zentrale Plattform zur Suche nach freien Bildungsmaterialien in der Hochschullehre und verbindet die OER-Repositorien der verteilten Landesinitiativen sowie weitere Quellen, wie zum Beispiel institutionelle Repositorien von Universitäten und Bibliotheken oder Fachrepositorien. Er ist ein gemeinsames Projekt der Technischen Informationsbibliothek Hannover (TIB) und des Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen (hbz) und bietet Zugriff auf aktuell mehr als 14.000 deutschsprachige Resourcen.
Weitere deutschsprachige Angebote
Auch das deutschsprachige Ausland bietet nationale Infrastrukturen für OER.
Österreich: Open Education Austria ist ein Projekt österreichischer Universitäten zur gemeinsamen Entwicklung einer nationalen Infrastruktur für Open Educational Resources (OER). Der OERhub wird im Rahmen des Digitalisierungsprojekts „Open Education Austria Advanced“ laufend weiterentwickelt. Beteiligt sind die Universität Wien, die Technische Universität Graz, die Universität Graz sowie die Universität Innsbruck.
Ein Kommentar zu “OER-Repositorien und -Referatorien für die Hochschule – auf einem Blick”
Eine sehr gute Übersicht! Ich wäre an einer Zusammenarbeit (idealerweise mit https://kn-oer.de/) interessiert um eine Karte zu erschaffen in der verschiedene OER Aspekte sichtbar gemacht werden können. Eine Kollege und ich (Uni Bielefeld) haben eine Karte (von NRW) erstellt auf der der Status Quo der OER Policies in NRW sichtbar gemacht wird (https://mrkwnzl.github.io/orca-nrw-karte/) diese Karte für ganz Deutschland in Kombination mit den jeweiligen Repositorien wäre mein Traum.