Denkt an die Maschinen! Warum bei OER die Computer so wichtig sind.

Ein Meinungsbeitrag von jOERan Muuß-Merholz

Jöran Muuß-Merholz im „Maschinenraum“, Foto: Chris Dies, CC BY 4.0.

Für OER-Produzenten steht ihr Material im Mittelpunkt. Fragen nach maschinenlesbaren Lizenzen, Metadaten, Indexierung etc. werden häufig als nebensächlich abgetan. Ein Fehler, befindet Jöran Muuß-Merholz, und plädiert für mehr Maschinenfreundlichkeit.

Maschinenfreundliches OER

Zur Maschinenfreundlichkeit von OER gehören unterschiedliche Komponenten, die das Suchen und die Auffindbarkeit, die Integration in bestehende Systeme und Verbindung zu Katalogen, Genauigkeit in der Arbeit, die Ausstattung mit Metadaten etc. betreffen.

Ein einfaches Beispiel ist die maschinenlesbare Lizenz. Wer selbst Material freigibt, nennt dazu z.B. eine Lizenz von Creative Commons und verlinkt den dazugehörigen Lizenztext. (Wer nicht einmal das tut und z.B. einfach nur „CC BY“ unter sein Material schreibt, erteilt formal übrigens überhaupt keine Lizenz.) Eine solche Kennzeichnung interpretieren die meisten Menschen als OER-Freigabe. Aber Maschinen wie Google, Edutags, das OERhoernchen oder andere Computer erkennen die Lizenz nicht als Freigabe, solange nicht eine zusätzliche, maschinenlesbare Angabe mitgeliefert wird. (Das ist übrigens gar nicht schwer.)

Maschinenfreundlichkeit ist Menschenfreundlichkeit

Viele OER-Schaffende reagieren uninteressiert oder abweisend, wenn man sie auf solche Fragen anspricht. Sie argumentieren, dass ihnen die Menschen, die ihr OER auf dem bisherigen Weg finden, vollkommen ausreichen. Bisweilen hört man, sie wollen OER nicht für Maschinen, sondern für Menschen machen.

Dieses Argument klingt freundlich, übersieht aber einen wichtigen Sachverhalt: Die allerwenigsten Menschen kommen ohne die Hilfe von Maschinen zu einem konkreten Material. Menschen finden OER, weil beispielsweise ein Katalog es ihnen empfohlen hat. Oder weil die sich sich an der Auswahl eines Hashtags bei Twitter orientiert haben. Oder weil eine Schlagwort-Suche das Ergebnis ausgab, obwohl von den gesuchten Begriffen „Grundschule, Sachunterricht, Arbeitsblatt, Wald“ die ersten drei Begriffe gar nicht im gefundenen Arbeitsblatt auftauchte – wohl aber in den Metadaten.

Ohne Maschinen findet Mensch kein OER. Maschinenfreundlichkeit ist Menschenfreundlichkeit. Wer sein OER für eine Suchmaschine optimiert, hilft damit nicht irgendeiner Maschine, sondern anderen Menschen.

In loser Folge erscheinen in der Reihe „jOERans Meinungsbeiträge“ Kommentare, die Diskussionen rund um OER anregen sollen. Wir freuen uns sehr, wenn Sie Ihre Einschätzungen, Erfahrungen und Fragen unten als Kommentar veröffentlichen. In dieser Reihe geht es – wie der Name schon sagt – nicht zwingend um eine Positionierung von OERinfo.
In loser Folge erscheinen in der Reihe „jOERans Meinungsbeiträge“ Kommentare, die Diskussionen rund um OER anregen sollen. Wir freuen uns sehr, wenn Sie Ihre Einschätzungen, Erfahrungen und Fragen unten als Kommentar veröffentlichen. In dieser Reihe geht es – wie der Name schon sagt – nicht zwingend um eine Positionierung von OERinfo.

Vorausschauend in eine unbekannte Zukunft

Für die Zukunft werden die Maschinen für OER noch wichtiger. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, wie sich welche Technologie in den nächsten Jahren entwickeln wird. Aber das macht nichts. Denn eine selten thematisierte Eigenschaft von OER ist: Open Educational Resources sind auch für eine unbekannte Zukunft gut vorbereitet. Denn sie bieten pauschale Erlaubnisse, die nicht an bestimmte Menschen, bestimmte Zwecke, bestimmte Techniken oder bestimmte Maschinen gebunden sind. Falls zum Beispiel das Maschinenlernen (landläufig als „Künstliche Intelligenz“ bezeichnet) auch nur annähernd hält, was die heutigen Ankündigungen versprechen, könnte das für OER enorme Fortschritte bedeuten. Die Maschinen könnten die Menschen entlasten, wenn es um das Finden und Nutzen, das Erstellen und Überarbeiten von OER geht. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass wir die Maschinen als wichtige Unterstützung mitdenken und berücksichtigen. Maschinen sind nicht das Gegenstück von menschenfreundlichen OER, sondern sie helfen den Menschen, OER zu machen, zu suchen, zu finden und zu nutzen.

Was denken Sie?

Soweit der Meinungsbeitrag von jOERan Muuß-Merholz. Die Kommentare sind offen. Haben Sie Fragen? Weitere Punkte zur Diskussion? Oder Widerspruch? Wir freuen uns über jeden Beitrag, der der Meinungsbildung dient!

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Jöran Muuß-Merholz für OERinfo – Informationsstelle OER.

4 Kommentare zu “Denkt an die Maschinen! Warum bei OER die Computer so wichtig sind.

  • Felix Lohmeier :

    Die Erläuterung und Anleitung von OERhörnchen finde ich leicht verständlich: https://oerhoernchen.de/about. Unter dem Link „gar nicht schwer“ oben zur FAQ bei iRIGHTS finde ich hingegen keine Informationen zur Maschinenlesbarkeit. Vielleicht besser auf OERhörnchen verweisen?

    Antworten
  • Bei Maschinenbau braucht man unterschiedliche Komponenten. Vermutlich läuft es ähnlich wie bei dem Zusammenbau eines PCs. Es gibt verschiedene Maschinenbaukomponenten, die miteinander verbunden wären können. Davor muss man sie aber erst herstellen lassen.

    Antworten

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