Zur Unvermeidbarkeit von Open Educational Resources (OER)

Martin Weller befasst sich in seinem Blogpost damit, inwieweit Bildungstechnologien zu tatsächlichen Veränderungen in den Bildungssystemen führen. Dadurch inspiriert, versucht Markus Deimann das Gedankenspiel der Unvermeidbarkeit auf OER und den deutschen Bildungsbereich zu übertragen.

Zur Unvermeidbarkeit von Open Educational Resources: Collage mit Fotos einer Allee in den vier Jahreszeiten
The four seasons, Fotos: George Hodan (via PublicDomainPictures), CC0 1.0

Ein Beitrag von Markus Deimann

Weller unterscheidet in seinem Beitrag:

  • die Unvermeidbarkeit, die von der Erfindung innovativer Technologien und deren wirtschaftlichen Verwertungsmöglichkeiten ausgeht und die zu großen, oftmals zu großen Versprechen für die Bildung führt,
  • von der Unvermeidbarkeit, die durch eine analytische Perspektive erörtert werden kann.

Dazu solle man sich gedanklich fünf Jahre in die Zukunft versetzen und dann überlegen, welche Technologien sich flächendeckend in der Bildung durchgesetzt haben könnten, ohne dass dazu größere Veränderungen im Bildungssystem bzw. der Gesellschaft insgesamt notwendig wären. Nur dann sei es gerechtfertigt von einer Unvermeidbarkeit einer Bildungstechnologie zu sprechen. Dabei ist neben der technologischen Entwicklung ein weiterer Faktor entscheidend: die Nachfrage durch Lernende und Lehrende.

Schauen wir uns die beiden Faktoren in Bezug auf die Unvermeidbarkeit, verstanden als flächendeckende Verbreitung von OER in der Bildung, an.

Technologische Entwicklung

Seit über 20 Jahren gibt es eine rege Entwicklung von Bildungstechnologien, die auch zunehmend eine wichtige Rolle in Lehre und Unterricht spielen, wie Learning Management Systeme oder Videokonferenz-Anbieter. Die Vielzahl an Systemen führte hier zu einer Fragmentierung und Unverbundenheit von Anwendungen, wie die aktuelle Studie von HIS-HE „Offene Bildungsinfrastrukturen“ deutlich herausgearbeitet hat. Gefordert sind darum Schnittstellen und Inter-Konnektoren, damit ein OER-Ökosystem wachsen und gedeihen kann.

Für solche Entwicklungsarbeiten fehlen allerdings finanzielle Ressourcen im Hochschulbereich bzw. zunächst eine Wahrnehmung der beteiligten Stakeholder für die Relevanz. Etwas hoffnungsvoll könnte die geplante Ausschreibung zu IT-Infrastruktur des BMBF im Rahmen der OER-Strategie stimmen. Darüber hinaus sehe ich keine Anzeichen für technologische Entwicklungen, von den noch experimentellen KI-Anwendungen für Metadaten einmal abgesehen, die den Bereich der fragmentierten OER-IT-Landschaft per se adressieren.

Wird sich das in fünf Jahren ändern?

OER sind entstanden aus der idealistischen Motivation, die Welt besser zu machen, indem die Bildungssysteme gerechter werden. Die Herkunft, finanzielle Möglichkeiten und andere einschränkende Faktoren sollten keine Hürden in den individuellen Bildungsbiographien mehr sein. Dazu ist z.B. durch Förderausschreibungen viel investiert worden, in die Produktion und Verbreitung von OER – international und auch national.

Inwieweit dies tatsächlich eine Nachfrage befriedigt lässt sich nicht so genau sagen. Als zu Beginn der Corona-Pandemie deutlich wurde, dass es an leicht zu teilenden Lehrmaterialien fehlt, wurde mit der Initiative WirLernenOnline auf diese Nachfrage reagiert. Aktuell scheint diese Nachfrage nicht zu steigen, auch weil andere Themen wieder in den Vordergrund treten, wie insbesondere die Debatte um die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft – von den Auswirkungen durch den Ukraine-Krieg einmal ganz abgesehen.

 

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Markus Deimann, für OERinfo – Informationsstelle OER.

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