Gemeinsam für OER-Metadaten – Interview mit Adrian Pohl

Conference SWIB18, Foto: Raimond Spekking, CC BY-SA 4.0.

Metadaten sind beschreibende Daten, über die bei einer Suche nach Materialien die relevante Ressourcen gefunden werden können. OER-Metadaten sollen also das Finden und den Austausch von OER erleichtern. Um OER-Metadaten weiter zu entwickeln und das Thema voran zu bringen, besteht seit 2013 die deutschsprachige OER-Metadatengruppe. Über die Aufgaben und die Organisation spricht Adrian Pohl, Initiator der Arbeitsgruppe für OER Metadaten, im Interview.

OER-Metadaten – warum und für wen?

OERinfo: Was sind Metadaten für OER und warum und für wen sind sie relevant ?
Adrian Pohl: Für Lehrende wie Lernende stellt sich – etwa bei der Erstellung neuer Vorlesungsfolien oder eines Referats – häufig die Frage, ob man einen Text, ein Bild etc. lieber selbst erstellt oder eine existierende Lernressource ganz oder in Teilen übernimmt. Um zu entscheiden, was von anderswo übernommen werden kann, müssen erst einmal relevante Ressourcen gefunden werden. Und genau dazu dienen Metadaten: die Auffindbarkeit von Ressourcen zu verbessern.

Metadaten im allgemeinen sind strukturierte Beschreibungen, die Informationen über bestimmte Merkmale der beschriebenen Dinge erfassen. So werden bei Telefongesprächen die beteiligten Telefonnummern, Start- und Endzeitpunkt, bei Büchern etwa Titel, Autor und Erscheinungsjahr erfasst. Zur Einordnung des Inhalts können zusätzlich Schlagwörter vergeben werden. Auf dieser Basis kann ich etwa ohne große Umstände in einem Katalog eine Liste aktueller Medien (z.B. zum Thema „Computerspiele“ bekommen. Je spezifischer die Kriterien sind, anhand derer nach (Lehr-Lern-)Materialien gesucht und gefiltert wird, desto mehr geeignete Daten werden benötigt, um diese Suche unterstützen zu können.

Adrian Pohl bei der SWIB18, Foto: Raimond Spekking, CC BY-SA 4.0
Adrian Pohl arbeitet seit 2008 am Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz). Er hat viel mit Datenmodellierung, Datenkonvertierung und Linked Data zu tun und ist Projektmanager für den Linked-Open-Data-Dienst. Seit Jahren fördert Adrian Pohl in der Bibliothekswelt die Entwicklung und Implementierung von offenem Wissen und Webstandards und die Nutzung von Open-Source-Software. Er ist Co-Chair des Programmkomitees der Konferenz „Semantic Web in Libraries“ (SWIB).
Adrian initiierte 2013 die Bildung einer deutschsprachigen Arbeitsgruppe für OER Metadaten innerhalb des Kompetenzzentrums Interoperable Metadaten (KIM) der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation (DINI). Er ist Moderator dieser Gruppe, seit 2017 gemeinsam mit Annett Zobel. Adrian arbeitet außerdem mit an der Entwicklung der OER World Map.

OERinfo: Sind die Menschen, die in Deutschland zum Thema OER-Metadaten arbeiten, untereinander vernetzt?
Adrian Pohl: Für den Austausch von Interessierten und Fachleuten im deutschsprachigen Raum, die mit Metadaten im Bereich Open Educational Resources zu tun haben, gibt es die OER-Metadatengruppe. Die Gruppe wurde 2013 gegründet, nachdem sich auf zwei Sessions des OERcamps 2013 in Berlin interessierte Leute ausgetauscht und längerfristige Strukturen gewünscht hatten. Sie ist innerhalb des Kompetenzzentrums Interoperable Metadaten (KIM) der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation (DINI) angesiedelt. Im Mai wuchs die Gruppe mit der Jointly OER-AG zusammen, die im Rahmen der Förderrichtlinie zur Förderung von Offenen Bildungsmaterialien (OERinfo) entstanden ist. Da sich ohnehin sehr wenige Leute mit dem Thema OER-Metadaten auseinander setzen, schien die Existenz zweier Gruppen zum Thema nicht besonders sinnvoll.

Die OER-Metadatengruppe

OERinfo: Was sind die Ziele der OER-Metadatengruppe?
Adrian Pohl: Das wichtigste Ziel ist meiner Meinung nach, Doppelarbeiten zu minimieren, das Rad nicht ständig neu zu erfinden. Dies geschieht durch den Austausch über die in verschiedenen Institutionen, Produkten und Projekten stattfindenden Aktivitäten und über die Dokumentation von Best Practices. Im Idealfall sind die Wikiseiten und Mailingliste der OER-Metadatengruppe ein Knotenpunkt entwickelt, an dem keine Person im deutschsprachigen Raum vorbeikommt, die sich mit dem Thema befasst. Im Grunde bildet die Gruppe ein offenes Kommunikationsforum, das seine Arbeit öffentlich zugänglich im Netz dokumentiert.

Insbesondere nach der Fusion mit Jointly hat sich gezeigt, dass das Konzept langsam aufgeht. Seit Mai 2017 sind immer mehr Interessierte dabei und es gibt regelmäßige Online-Treffen. Das ist vor allem Annett Zobel von edu-sharing zu verdanken, die da wichtige Community-Arbeit leistet.

OERinfo: Wer sind die Menschen hinter OER-Metadatengruppe, wer macht da mit?
Adrian Pohl: Derzeit haben wir Vertreter*innen und Vertreter von edu-sharing, Landesbildungsservern und dem DIPF in der Gruppe aber auch Entwickler*innen von Softwarelösungen. Vertreten sind Learning Management Systeme (stud-ip, Ilias) und Repositorien (MyCoRe) sowie Leute vom Hasso-Plattner-Institut und von graphthinking. Die OER World Map ist auch beteiligt. Mit bibliothekarischen Hintergrund gibt es neben mir vom hbz auch Vetreter*innen der Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds (VZG).
Derzeit sprechen wir mit zwei weiteren Metadaten-Gruppen im Schulbereich. Ziel ist es, möglichst viele Metadaten-Aktive im deutschsprachigen Bildungsbereich an einen Tisch zu bringen, um auch den bildungsbereichsübergreifenden Austausch von Lerninhalten zu fördern.

OERinfo: Wie muss man sich die Treffen der Gruppe vorstellen?
Adrian Pohl: Wie gesagt treffen wir uns regelmäßig online, um uns über die laufenden Aktivitäten auszutauschen. Momentan gibt es etwa alle sechs Wochen ein solches Treffen. Derzeit arbeiten wir an einer Empfehlung für eine „OER-Visitenkarte“. Das ist eine standardisierte Beschreibung von OER-Plattformen, die Angaben zum Anbieter, Informationen zur Lizenz der Inhalte und den abgedeckten Fächern, Links zu Programmierschnittstellen sowie weitere Informationen enthält. Von der Nutzung einer solchen standardisierten Beschreibung durch verschiedenen OER-Plattformen versprechen wir uns große Vorteile beim Aufbau von zentralen OER-Sucheinstiegen.

Ein wiederkehrendes zentrales Thema ist die Etablierung und Nutzung einheitlicher Wertelisten und Klassifikationen (Normdaten), etwa bei der Angabe des Typs einer OER-Ressource oder des Fachbereichs, für die eine Ressource interessant ist. Einheitliche Werte spielen eine wesentliche Rolle, wenn es um das Herausfiltern relevanter Ressourcen aus einer großen Menge OER geht. Das ist also ein Thema, dem wir in Zukunft einige Aufmerksamkeit widmen werden, indem wir dafür sorgen, dass im Web nützliche OER-Normdaten zur Verfügung stehen.

Mitmachen in der OER-Metadatengruppe

OERinfo: Kann man die – auch vorläufigen – Ergebnisse irgendwo einsehen oder sich als interessierte Person auch selbst in die OER-Metadatengruppe einbringen?
Adrian Pohl: Wir freuen uns über jede Person, die an oder mit Metadaten im OER-Bereich arbeitet und mitmachen möchte. An einer Mitarbeit Interessierte abonnieren am besten die Mailingliste, auf der unter anderem die Termine für die Online-Treffen kommuniziert werden. Arbeitsdokument ist derzeit ein leider eher unübersichtliches Google-Dokument. Sobald Empfehlungen eine gewissen Reifegrad erlangen, werden wir sie in das Gruppenwiki überführen.


Das Interview führte Gabi Fahrenkrog für OERinfo.

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Gabi Fahrenkrog für OERinfo – Informationsstelle OER und Adrian Pohl für OER-Metadatengruppe.

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