Österreichischer Staatspreis für Erwachsenenbildung geht an einen OER-MOOC

Dr. Sandra Schön, Foto von Werner Moser | Salzburg Research 2014 unter CC BY 3.0. DE
Dr. Sandra Schön, Foto von Werner Moser | Salzburg Research 2014 unter CC BY 3.0 DE

Ein Interview mit Dr. Sandra Schön, Macherin von „Gratis Online Lernen“

Der MOOC „Gratis Online Lernen!“ ist mit dem Österreichische Staatspreis für Erwachsenenbildung ausgezeichnet worden. Der Kurs ist als OER lizenziert. Wir haben dazu Dr. Sandra Schön (Salzburg Research / BIMS e.V.) befragt, die den Kurs konzipiert und durchgeführt hat.

Sandra, herzlichen Glückwunsch! Was genau hat da von wem welchen Preis bekommen?

Wer verliehen hat, ist einfach: Der Österreichische Staatspreis für Erwachsenenbildung wird alle zwei Jahre von der Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek verliehen und eine internationale Jury fällt die Entscheidung. Und wer ausgezeichnet wurde? Der Preis in der Kategorie „Digital Literacy“, dem Schwerpunkt dieses Mal, ging dabei an den Online-Kurs „Gratis Online Lernen“, für den ich mich zusammen mit Martin Ebner (TU Graz) verantwortlich zeige und der in Kooperation mit dem BIMS e.V., der Salzburg Research Forschungsgesellschaft, der TU Graz, der Plattform imoox.at und dem Verband Österreichischer Volkshochschulen durchgeführt wurde.

Und warum wurde „Gratis Online Lernen“ ausgezeichnet?

Der offen lizenzierte Online-Kurs überzeugte die Jury der Laudatio zufolge durch seine große Breitenwirkung und seinen niederschwelligen Zugang. In acht Kurseinheiten lernen Teilnehmer/-innen, wie zielgerichtetes Lernen mit dem Internet am besten gelingt: Kostenlose Weiterbildungsmöglichkeiten im Web, Tipps und Tricks zum erfolgreichen Lernen und zur Recherche nach hilfreichem Material. Besonders wichtig: Rund 40 Partner/innen unterstützten den Online-Kurs durch ihre Begleitangebote – z.B. die VHS in Hamburg oder das Deutsche Bildungsressort der autonomen Provinz Bozen durch Seminare, die Bibliotheken der Kölner TH als Ausgabestellen für die Arbeitshefte; auch waren Computerstammtische aktiv. Der Kurs wurde im Herbst 2015 bereits wiederholt, allerdings mangels finanzieller Mittel ohne große Vernetzung und PR durchgeführt, insgesamt haben sich bisher 1.500 Personen bei beiden Kursen angemeldet, ca. 3.000 Arbeitshefte wurden zudem verteilt.

Foto der Preisverleihung
Foto von der Preisverleihung mit Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek, Sandra Schön (Bims e.V., Salzburg Research), Martin Ebner (TU Graz), Jurymitglied André Schläfli, Direkor des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung © BKA – Bundespressedienst / Hans Hofer Quelle: erwachsenenbildung.at

Inwieweit handelt es sich bei „Gratis Online Lernen“ um OER?

Die Videos und das Arbeitsheft sowie die Texte auf der Kursplattform sind offen lizenziert (mit der CC BY 3.0 DE). D.h. sie können so genutzt werden wie sie sind, aber z.B. auch auf andere Plattformen eingespielt, verändert, angepasst und wiederveröffentlicht werden – so lange die von uns gewünschte Attribution erfolgt. Die Einrichtungen und Personen, die das Material nutzen, können damit auch Seminargebühren einnehmen – wir freuen uns ja, wenn das Material verbreitet wird und genutzt wird. Damit der Kurs wiederholt durchgeführt werden kann, benötigen wir natürlich auch Fördermittel und Unterstützer – wir sind schon gespannt, ob sich hier durch den Staatspreis neue Kooperationen ergeben.

Manche Menschen halten MOOCs per se für OER – inwieweit trifft das im Allgemeinen und bei iMoox im Besonderen zu?

Diese Vermischung ärgert mich sehr – das „open“ bei „MOOC“ und „OER“ hat leider nicht die gleiche Bedeutung. Bei MOOCs bedeutet es, dass die Kurse „für alle offen“ sind, d.h. zum Beispiel keine Einschreibung bei einer Hochschule notwendig ist, es bedeutet nicht mal, dass die Kurse kostenlos sind.

Bei OER bedeutet das „open“ im Wesentlichen, dass die Materialien oder die Software offen lizenziert sind, d.h. kostenlos nutz- und modifizierbar. Bei der österreichischen Kurs-Plattform imoox.at – und übrigens auch bei der Lübecker Plattform mooin –  werden die Online-Kurse jedoch nicht nur ohne Zugangsbeschränkungen sondern i.d.R. auch als OER veröffentlicht. Für mich – und ich bin da wohl nicht alleine – sind diese MOOCs die wirklich offenen Initiativen, die die Bildungswelt mitgestalten werden, auch weil ganz neuartige Kooperationen entstehen – z.B. der MOOChub. Das sieht übrigens auch die Österreichische UNESCO Kommission so – sie ist Schirmherr der Plattform imoox.at. Für Fördergeber mit Sinn für Impact, Nachhaltigkeit und Sendungsbewusstsein sind OER-MOOCs damit erste Wahl.

Danke für das Interview und weiterhin alles Gute für die Arbeit!

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urheber soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Jöran Muuß-Merholz und Sandra Schön für www.open-educational-resources.de – Transferstelle für OER.

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