OER018: Wissenschaftliche Weiterbildung und Fernuniversitäten

Dr. Markus Deimann, FernUniversität in Hagen und Dr. Burkhard Lehmann, Universität Koblenz-Landau, Fotos privat
Dr. Markus Deimann, FernUniversität in Hagen und Dr. Burkhard Lehmann, Universität Koblenz-Landau, Fotos: privat

Podcast mit Dr. Burkhard Lehmann, Universität Koblenz-Landau und Dr. Markus Deimann, FernUniversität in Hagen

Inwieweit befindet sich der (Weiter-)Bildungsmarkt durch digitale Medien in einem grundlegenden Wandel? „Wir machen seit einigen Jahren die Erfahrung, dass die klassische Unterscheidung, wie wir sie von Hochschulen kennen, und die dort vorgehaltenen Bildungsformate zunehmend an Bedeutung verlieren”, sagt Dr. Burkhard Lehmann, Geschäftsführer des Zentrums für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW) der Universität Koblenz-Landau und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium e.V. (DGWF). Er sieht einen Bedarf, den Begriff der (Weiter-)Bildung neu zu definieren, und zwar nicht mehr im Sinne der Institutionen, sondern differenziert nach den Zielen des Lernens und den damit erreichten Qualifikationen. Freie Bildungsressourcen seien ein guter Ansatz, allerdings fragt Lehmann: „Welches Bildungsproblem lösen wir, wenn wir diese Materialien auf den Markt bringen?” 

Mit ihm diskutiert Dr. Markus Deimann von der FernUniversität Hagen. Er bewertet die derzeitige Debatte um OER als technologiegetrieben. Allerdings sei dank freier Bildungsressourcen der Pool für Materialien immer größer geworden, sodass Professoren nun in der Verantwortung stehen, die Bildungsressourcen auszusuchen. „Stichwort: Disruption: Die Logik, dass das Material so fein zergliedert ist, dass man überlegen muss, welchen Teil man für die Vorlesung herauszieht,” so Deimann.

Nicht zitierfähig
Ein allgemeiner Hinweis: Die Podcasts sind Gespräche, keine Vorträge. Es wird viel gemeinsam nachgedacht und spekuliert. Selbstverständlich kann gerne Bezug auf Inhalte aus den Podcasts genommen werden. Aber die Aussagen der Beteiligten können nicht im Sinne wissenschaftlicher Zitate genutzt werden.

 

Lehmann und Deimann sind sich einig, dass die Produktion und Verteilung von Lehrmaterialien durchaus mit Kosten verbunden ist. Lehmann: „Das ist ein Geschäftsmodell von Verlagen, die nicht ohne Weiteres ihr Geschäftsfeld freigeben werden. Da stellt man sich dann die Frage der Motivation des Teilens.” Möglicherweise könne eine Sharing Economy funktionieren, wenn Menschen ihr Wissen gerne und bereitwillig teilen. Derzeit seien Verlage aber nicht daran interessiert, die alten Modelle aufzubrechen. Auch Deimann ist der Meinung, dass OER durchaus etwas kosten dürfen. Er könne sich durchaus eine Materialproduktionsgebühr vorstellen, wenn dann die Nutzung der Materialien frei wäre. Lehmann sieht aber eine Differenzierung: Ist die Bildung staatlich oder privat? Wer muss sie dann finanzieren?

Wie sehen sie den Hype um MOOCs und Lernvideos? „Durch das Medium allein wird noch keiner gebildet”, sagt Lehmann. Er verweist auf „die lauten Kritiker, die von einer in Videoform gegossenen Apotheose von Vorlesungen” sprechen, und weist darauf hin, dass man den Medieneinsatz nicht überbewerten dürfe. Das Gesamtpaket sei entscheidend.

Wie ist der aktuelle Stand bei der Fernlehre im Bezug zu Bildungsressourcen? Deimann: „Es fehlt an Innovationsbereitschaft.” Die Materialbezugsgebühren, die die FernUniversität Hagen verlangt, seien vor allem für die Aufbereitung und den Druck der Materialien. Ein Hochschulstudium auf Basis von OER sei derzeit einfach nicht möglich. Lehmann dazu: „An Fernhochschulen wie in Hagen sind aber auch 80.000 Studierende. Da sind Transformationsprozesse nicht leicht umsetzbar.” Abschließend ergänzt er: „Ich denke, dass OER noch nicht im Bewusstsein der Akteure fest verankert sind.” Eine Einbindung von OER in Vorlesungen könne er sich aber gut vorstellen, denn der Lehrende sei in der Verantwortung, sich das Material selbst auszuwählen.

Podcast



Gesprächspartner

Erwähnte Organisationen / Projekte / Personen / Studien etc.

Eckdaten

Aufgezeichnet am 2. Februar 2015 in Koblenz.

Produziert mit freundlicher Unterstützung der Bertelsmann Stiftung.

Creative Commons LizenzvertragText und Podcast stehen unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebes soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: … für den Text: Kai Obermüller und Jöran Muuß-Merholz für www.open-educational-resources.de – Transferstelle für OER. … für den Podcast: Jöran Muuß-Merholz für www.open-educational-resources.de – Transferstelle für OER. Der Podcast-Jingle verwendet einen Ausschnitt aus dem Track „I dunno“ von grapes, lizenziert unter CC BY 3.0.

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